„Demokrat*innen bei der Arbeit“
Erfolgreicher Jugend-Logowettbewerb
für eine geplante Demokratiekampagne

Im September hat der Verein Miteinander leben e.V. in Kooperation mit dem Ratzeburger Bündnis und der "Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg" des Bundesprogramms "Demokratie leben!" einen Jugend-Logowettbewerb gestartet, um der Idee einer kreisweiten Demokratiekampagne ein Gesicht zu geben, die vielfältiges  demokratisches Engagement in unserer Gesellschaft sichtbar machen  will. „Demokrat*innen bei der Arbeit“, so das Motto dieser  Kampagne, will Menschen, die an so vielen Stellen in der Gesellschaft mit ihrer Intiative(n) für unsere Demokratie wirken, einladen, sich öffentlich zu zeigen, ihre unentbehrliche Arbeit als Alltagsdemokraten wahrnehmbar werden zu lassen. Mit einem gemeinsamen Logo, das als individuell als Button oder auf Plakaten bei Veranstaltungen ... sei es eine politische Podiumsdiskussion zu gesellschaftlichen Fragen, sei es das regelmäßige Flüchtlingscafé, sei es eine Benefizaktion ...  genutzt werden kann. Oder auch im Netz auf einer Plattform in den  sozialen Medien, vielleicht gestaltet in der Sprache und den Formaten  von jungen Menschen und natürlich auch auf Veranstaltungen, die konkret unter diesem Motto organisiert werden könnten. Alle sind sie Demokrat*innen bei der Arbeit … und es sind sehr viele.


Initiatoren der Demokratiekampagne, (vl.) Mark Sauer, Vorsitzender vom Verein Miteinander leben e.V., Sara Opitz vom Kreisjugendring als Koordinatorin der "Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg" des Bundesprogramms "Demokratie leben!" sowie  Künstlerin und Kulturmittlerin Eva Ammermann , die den Logowettbewerb angeleitet hat

Benötigt für die Kampagne „Demokrat*innen bei der Arbeit“ wurde ein griffiges, pfiffiges, buttonfähiges Logo, das im Rahmen eines Logowettbewerbes an den weiterführenden Schulen gesucht und gefunden werden sollte. Diese Aufgabe übernahm Projektkoordinatorin und Künstlerin Eva Ammermann. Sie stellte den Wettbewerb an den weiterführenden Schulen vor und begleitete zusammen mit Ercan Kök vom „mobilen demokratietheater“ und Grafikerin Susanne Jörke beratend den künstlerischen Prozess.


Die Jury mit dem Siegerentwurf
(vl.) Annedore Granz, Sara Opitz, Matthias und Kirstin Jörke, Eva Ammermann und Jörg-Rüdiger Geschke
Fünf Schulen aus Ratzeburg, Mölln, Büchen und Lauenburg beteiligten sich schließlich am Wettbewerb, in dessen Zuge 77 vielfach bemerkenswerte Entwürfe entstanden. Nicht einfach zu entscheiden für die Jury, bestehend aus den Projektbeteiligten vom Verein Miteinander leben e.V., vom Ratzeburger Bündnis sowie der "Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg", welcher Entwurf der Kampagne schließlich ihr Gesicht geben soll.



Siegerentwurf von Alexandra Barber
von der Gemeinschaftsschule Büchen

Die Entscheidung fiel schließlich auf den Entwurf von Alexandra Barber aus der 11. Klasse der Gemeinschaftsschule Büchen, ein frischer eingängiges Motiv von stilisierten Menschen, die im Linienschwung wie in einer aufsteigenden Spirale verbunden sind. Gerade aus graphischer Sicht ein Entwurf mit hohem Wiedererkennungswert und vielseitig einsetzbar als Logo, Postkarte oder Button.  „Mein Logo stellt eine Menschenmenge dar. Hierbei sind alle Menschen unterschiedlich groß und dick. Das soll in meinem Logo zeigen, dass wir alle unterschiedlich sind, aber trotzdem alle verbunden. Meine Menschenmenge ist auch positiv ausgerichtet, ansteigend. Das soll verdeutlichen, dass Demokratie etwas Positives ist und dass die „Demokrat*innen bei der Arbeit“ einen Antrieb haben, etwas Positives zu tun“, beschreibt Alexandra Barber ihren überzeugenden Entwurf. Die Jury war sich aber einig, dass auch weitere Motive des Wettbewerbes in Sinne der Kampagne sicherlich Verwendung finden werden. Der Siegerentwurf wird jetzt noch einmal professionell aufbereitet und soll dann im kommenden Jahr für die Kampagne in Erscheinung treten.

Europäische Kooperationsbeziehung ins norwegische Vestfold County inspirieren Schulmusiksparte „Share my Music“ des Vereins Miteinander leben e.V.
Auf dem 14. Möllner Folksfest hatte der Verein Miteinander leben e.V. Kulturschaffende aus den europäischen Partnerregionen Schleswig-Holstein, zu einer „Europakonferenz“ geladen, um über die Entwicklung europäischer Kulturbeziehung auf regionaler Ebene und die Möglichkeiten, diese auch im Kontext von Bürgerbegegnung gegen die zunehmenden Europaskepsis wirken zu lassen, zu diskutieren. Konkret ging es dabei auch um die Frage, wie man im Gefolge von Kulturevents einen europäischen Bürgerdialog initiieren und durchführen kann. Rolf Ohlsen, Delegationteilnehmer aus Norwegen vom Vestfold County Cultural Department and Eastern Norway County Network (ENCN) stellte in diesem Rahmen das Projekt Market for music“ vor, eine Messe, bei der sich Musikproduktionen für Schulen in Norwegen, Dänemark oder Schweden vorstellen. Mit Verweis auf das Projekt „Share my Music“ des Vereins Miteinander leben e.V., das im Gefolge des Möllner Folksfestes die internationalen Musiker*innen mit ihren Musiktraditionen in die Schulen der Region lockt, sprach Rolf Ohlsen dabei eine Einladung an den Programmchef des Möllner Folksfestes, Jörg-Rüdiger Geschke, aus den diesjährigen Marked for Musikk“ in Larvik zu besuchen, vor allem im Geiste eines europäischen Austausch unter Kulturschaffenden.


Jörg-Rüdiger Geschke (li.) verfolgt die Präsentation der Musikproduktionen auf der YAMsession
Foto: Lars Opstad

Dieser Einladung folgte Jörg-Rüdiger Geschke auch im Auftrag des Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein und konnte dort Musikproduktionen mit ihren Schulprogrammen erleben. „In Norwegen gibt es ein staatliches Programm, dass Schulkonzerte ermöglicht und forciert. Die Schulen müssen eine bestimmte Anzahl solcher Konzerte durchführen. Die Produktionen sind höchst unterschiedlicher Art, beinhalten oftmals Theater-Elemente, sind durchgehend professionell und auf hohem musikalischen Niveau und stammen jeweils aus Norwegen, Schweden oder Dänemark. "Abnehmer" aus diesen Ländern, vor allem aus den Kommunen Norwegens waren in einer Anzahl von etwa 100 Personen als Delegierte angereist. Dabei gab es ein System der Beteiligung von Schüler*innen, die ja in diesem Bereich die eigentlichen
Experten sind. Sie wurden als Zuhörer*innen eingeladen, fungierten aber auch als sogenannte "Antennen" , die von den Delegierten befragt werden konnten, und als Blogger, die ihre Eindrücke jeweils notierten und im Internet veröffentlichten“, beschrieb Geschke den aus seiner Sicht hochprofessionelle Messeverlauf und zeigte sich insbesondere vom partizipativen Ansatz der Jugendbeteiligung auf dieser Ebene beeindruckt.
Im Rahmen des Marked for Musikk“ wurde zudem die YAMSession (Young Audiences Music) ausgetragen. Zu dem vom JeunesseMusicalsInternational" getragenen Programmpunkt gehörte eine internationale Preisverleihung der besten Produktionen in Sachen Kinder- und Jugendkonzerte in verschiedenen Sparten („yamawards“) sowie ein besonderes Work-in-Progress-Projekt dazu, bei dem die internationalen Delegierten der Entwicklung einer Kinderkonzertproduktion beiwohnen konnten. Darüber hinaus gab es wissenschaftliche Vorträge zum Thema sowie eine Podiumsdiskussion.
Den „Marked for Musikk“ zu erleben war insbesondere im Hinblick auf das eigene Kinder- und Jugendmusikprojekt „Share my Music“ eine in vielerlei Hinsicht wertvolle und sehr fruchtbare Erfahrung und gerade im Hinblick auf Kontaktpflege zu nordischen Musikern mit profunder Erfahrung in Schulprojekten besonders wertvoll. Davon wird „Share my Music“ zukünftig sehr profitieren können, vielleicht auch im Rahmen einer europäischen Kooperation mit unserer norwegischen Partnerregion“, resümierte Jörg-Rüdiger Geschke.

Aus unserem Bundesmodellprojekt...
ZUGÄNGE SCHAFFEN

Grundschüler*innen nähern sich schreibend
dem Leben von Anne Frank


An zahlreichen Grundschulklassen  hat der Verein Miteinander leben e.V. in diesem Jahr im Rahmen seines Bundesmodellprojektes "ZUGÄNGE SCHAFFEN - Konzeptwerkstatt Antisemitimsus" mit Lehrmaterialien zum Thema "Erstbegegnung mit dem Judentum und der Shoa ab Klassenstufen 4" gearbeitet und diese im Hinblick auf Verständnis, Wissensvermittlung und emphatische Zugänge untersucht. Zum Einsatz kamen dabei empfohlene oder selbstentwickelte Materialien, die jeweils in Abstimmung mit den Lehrkräften und mit Zustimmung der Eltern ausgewählt wurden. Sie folgen der Empfehlung der International School of Holocaust Studies - Yad Vashem, die in der frühen Vermittlung der Shoa inzwischen einen zentralen Baustein ihrer pädagogischen Arbeit sieht. Dabei handelt es sich zumeist um kindgerecht erzählte Geschichten, die einen ersten Zugang in die Zeit der Judenverfolgung ermöglichen, Geschichten, in denen es um Angst, Traurigkeit, Mut, Zivilcourage, aber immer auch um Hoffnung geht und in die dabei erzählend geschichtliche Fakten vermitteln.

Das Anne Frank Zentrum Berlin, ein wichtiger Kooperationspartner in diesem Projekt, hat für diese Altersgruppe neben seinen Lehrmaterialien vor allem die Ausstellung „Lesen & Schreiben mit Anne Frank" empfohlen, die sich über das Thema "Schreiben" der Geschichte von Anne Frank und ihrem Tagebuch nähert und daher auch  gut für Kinder der Alterstufe 9 - 12 geeignet ist. Durch die Beantwortung einfacher Fragen zu ihrer eigenen Umgebung, entdecken die Kinder, dass Geschichte selbst schreiben nicht schwer ist. Man schreibt mehr als man denkt. Anne Frank ist dabei ein inspirierendes Beispiel. Schüler hören die Geschichten von ihrem Geschichtebuch und lernen so über die Bücher, die sie gelesen hat, über die Geschichte der Familie Frank, aber auch über die großen historischen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges.





Grundschüler*innen der Till-Eulenspiegel-Schule Mölln arbeiten in der Ausstellung "Lesen & Schreiben mit Anne Frank", die aktuell in der Gemeinschaftsschule Laueburgische Seen in Ratzeburg gezeigt wird

Die Ausstellung wird den gesamten November über im Kreis gezeigt, an der Gemeinschaftsschule Lauenburgischen See in Ratzeburg und danach an der Friedegart-Belusa-Gemeinschaftsschule in Büchen, immer verbunden mit einer Einladung an die benachbarte Grundschule, sie mit ihren vierten Klassen aufzusuchen und mit dem Arbeitsmaterial des Anne Frank Zentrums am Tagebuch von Anne Frank zu arbeiten, um es mit der eigenen Umgebung zu verbinden. Projektleiterin Gabriele Hannemann koordiniert und betreut solche Ausstellungsbesuche und gibt auf Wunsch auch vorbereitende Hilfestellung.

Die Erfahrungen der jungen Ausstellungsbesucher*innen werden anschließend in einfachen Fragebögen festgehalten und fließen in eine Gesamtuntersuchung der Konzeptwerkstatt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" ein. Aus ihr werden Empfehlungen für das Bildungsministerium und das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) entwickelt, zu Konzepten, Methoden und Lehrmaterialien, die gut geeignet sind, um das Thema "Erstbegegnung mit dem Judentum und der Shoa" bereits in der Grundschule zu bearbeiten.


Jahreshauptversammlung des
Vereins Miteinander leben e.V.

Zu Monatsbeginn fand die Jahreshauptversammlung des Vereins Miteinander Leben e.V. in der Internationalen Begegnungsstätte statt. Auf der Tagesordnung standen neben dem Bericht des Vorstandes und der Kassenwartin die Vorstandswahlen und verschiedene, aktuelle Themen.

Im Bericht des Vorstandes blickte Mark Sauer auf ein sehr erfolgreiches Vereinsjahr 2015/2016 zurück. Zahlreiche Projekte im Bereich der interkulturellen Bildung und der politischen Bildung konnten mit unterschiedlichen Kooperationspartnern aus der Region umgesetzt werden. Beispielhaft nannte er die Veranstaltungsreihe „Demokratie leben“ zu der sich verschiedene Institutionen, Vereine und Initiativen, wie die Volkshochschule Ratzeburg, der Verein Miteinander leben e.V. Mölln und das Ratzeburger Bündnis zusammen gefunden haben. Unter dem gemeinsamen Motto werden Vortragsveranstaltungen zu aktuellen politischen Themen angeboten, die zur Meinungsbildung und zum Mitdiskutieren einladen. Hier fand zuletzt im September ein Seminar für Lehrkräfte und Sozialpädagogen zum Thema „Werte- und Kulturkonflikte in der Schule der Einwanderungsgesellschaft“ im Berufs- bildungszentrum Mölln statt. Referent war der Studiendirektor a.D. und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Herr Kurt Edler.

Darüber hinaus erhielt der Verein als langjähriger Träger von Seminaren zur politischen Bildung in diesem Jahr die Anerkennung der Bundeszentrale für Politische Bildung als offizieller Partner und Anbieter von politischen Bildungsveranstaltungen in Mölln. So fand zuletzt im Juli ein Seminar zum Thema „Amerika vor der Wahl“ statt.

Ein weiterer Erfolg im Laufe dieses Jahres war die Erweiterung des Jugendbildungsprojektes „Open Mind – Leben mit dem Gelben Stern“, das über den Verein Miteinander Leben e.V. seit 2002 mit einer festen Lehrkraft für die Schulen im Kreisgebiet erfolgreich angeboten wird. Jährlich nutzen 800 Schüler dieses Angebot und hatten in der Vergangenheit beeindruckende Begegnungen mit Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust. Zukünftig wird - neben den bereits erprobten Lehrerfortbildungen in Kooperation mit dem Internationalen Zentrum für Holocaust-Studien, Yad Vashem - im Rahmen eines Modellprojektes „Zugänge schaffen“ - Konzeptwerkstatt "Antisemitismus" das Ziel verfolgt, „… zeitgemäße pädagogische Konzepte zu Bearbeitung des Themenkomplexes "Antisemitismus" in historischer und aktueller Perspektive zu entwickeln bzw. fortzuentwickeln, diese in der Unterrichtspraxis zu vermitteln, auszutesten und auf ihre Wirksamkeit zu evaluieren und dem Bildungsministerium als Empfehlung vorzustellen.“ Das Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein hat zum neuen Schuljahr der beantragten Stundenerhöhung des Projektes von 4 Stunden zugestimmt, die über das Bundesprogramm finanziert werden sollen. Damit kann zukünftig auch ein Einsatz außerhalb Schleswig-Holsteins, vor allem im nahen Hamburg, erfolgen. Im Rahmen eines Staatsvertrages zwischen dem Land Schleswig-Holstein und dem Internationalen Zentrum für Holocaust-Studien an der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wurde diese Kooperation verankert und die Stelle für eine Lehrkraft im Projekt damit auf lange Sicht gesichert.

Ergänzt wird das Jugendbildungsprojekt des Vereins durch die Bausteine des "mobilen demokratietheaters" und des "Zivilcouragetrainings STOP IT!", an denen sich jährlich bis zu 300 Kinder und Jugendliche beteiligen.

Der Verein Miteinander Leben e.V. in seiner Funktion als Träger der Begegnungsstätte Lohgerberei ist zudem fester Partner des Möllner Bündnisses „Willkommenskultur für Flüchtlinge und Asylbewerber“; in den Räumen der Begegnungsstäte findet seit November 2014 wöchentlich das Café International statt, Sprachkurse für Asylbewerber und Flüchtlinge von den Volkshochschulen Mölln bzw. Ratzeburg werden dort regelmäßig abgehalten und die Arbeitsgruppen der Willkommenskultur treffen sich im Haus.

Weitere Nutzer der Internationalen Begegnungsstätte sind die Mölllner Ortsgruppe von terre des hommes, die seit mehreren Jahren in der Lohgerberei den Bücherbasar veranstaltet und der Möllner Folkclub, der das Haus für Tanz- und Spielabende und für Konzerte nutzt.

Durch die aktuell intensive, tägliche Nutzung des Hauses haben sich die Unterhaltungskosten für die Begegnungsstätte beträchtlich erhöht. Eine institutionelle Förderung des Hauses gibt es nicht. Daher bittet der Verein Miteinander Leben e.V. um Spenden für die Unterhaltung der Begegnungsstätte auf das Vereinskonto bei der Kreissparkasse IBAN DE37 2305 2750 1000 1950 53.

Protokoll zur Jahreshauptversammlung 2016

Werte- und Kulturkonflikte in der Schule der Einwanderergesellschaft
Kreisweite Lehrerfortbildung stieß
auf große Resonanz

Schule steht immer im permanenten Wandel, sei es durch den Reformeifer der Bildungspolitik oder im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen. Doch bestimmen gerade die Umbrüche in unserer Gesellschaft zunehmend das Tempo dieses Wandels und die damit verbundenen Herausforderungen für Schulleitung, Lehrkräfte, Schüler und Eltern gleichermaßen. Globalisierung, digitale Innovationen, Flucht- und Migrationsbewegungen, selbst politischer Extremismus und der internationale Terrorismus machen vor den Schultüren nicht halt. Dabei öffnen sich im Schulalltag viele Bildungschancen, aber es entstehen auch große Herausforderungen, auf die Schule immer wieder eine Antwort finden muss, um Schüler*innen einen möglichst festen Stand in dieser sich wandelnden Gesellschaft zu geben. Dabei spielt die Wertevermittlung eine zentrale Rolle. Diese Botschaft vermittelt Kurt Edler, Vorsitzender der Gesellschaft für Demokratiepädagogik, seit vielen Jahren im gesamten Bundesgebiet und mahnt in den Schulen eine „Grundgesetzklarheit“ in allen Bereichen der Schule an. So auch im Rahmen von zwei Fortbildungsveranstaltungen am Berufsbildungszentrum in Mölln und der Alfred-Nobel-Schule in Geesthacht, die auf Einladung des Vereins Miteinander leben e.V. und mit Unterstützung der „Demokratiepartnerschaft des Kreises Herzogtum Lauenburg“ angeboten werden konnten.


Kurt Edler, Vorsitzender der Gesellschaft für Demokratiepädagogik, diskutiert mit rund 60 Lehrkräften, Sozialpädago*innen und angehenden Erzieher*innen über Werte- und Kulturkonflikte in der Schule der Einwanderergesellschaft“ im Berufsbildungszentrum in Mölln

Rund 80 Pädagog*innen , Sozialpädagog*innen, Schulsozialarbeiter*innen sowie angehende Erzieher*innen folgten den Ausführungen Kurt Edlers zur gesellschaftlichen Lage der Welt und den sich daraus ableitenden Bezügen für den schulischen Alltag, in dem sich zunehmend auch die ungelösten Probleme einer sich weiter politisierenden Erwachsenwelt widerspiegeln. Radikalisierungsprozesse, die auch im Klassenzimmer sichtbar werden, Extremismus, der dort seine Äußerungen finden, Ängste vor einer Welt, deren Veränderungen kaum mehr fassbar sind, sind längst Teil des Unterrichts geworden und fordern Schule heraus, auf Werte- und Kulturkonflikte zu reagieren. Edler skizzierte anhand zahlreicher Fallbeispiele aus seiner aktiven Zeit im Hamburger Schuldienst, auf welche Konfliktlagen sich zeigen können.  

IS-Symbolik auf Schülersmartphones, rassistische Auseinandersetzungen auf dem Schulhof, extremistische oder religiös begründete Provokationen im Unterricht fordern die Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen zur Stellungnahme. Eine Stellungnahme, die, so Kurt Edler, nur aus einer eigenen Wertesicherheit erfolgen kann, die er mit dem Begriff der „Grundgesetzklarheit“ umschreibt. „Die Bearbeitung von Werte- und Kulturkonflikten im schulischen Alltag kann nur Gelingen, wenn wir dies „kleine Büchlein“, unser Grundgesetz, präsent und verinnerlicht haben als eigenen Wertekompass.“

Dies gelte, so Edler, nicht nur für die Unterrichtsbereiche, in denen Politik oder Religion eine Rolle spiele. Auch Kunst- oder Sportlehrer*innen können in solche Konfliktlagen geraten und müssen diese meistern können. Dabei muss Schule aber auch ihre Grenzen kennen und wissen, wann der pädagogische Rahmen überfordert ist. Öffentlich gezeigte IS-Symbolik auf dem Smartphone ist eine Straftat und damit auch ein Fall für die Sicherheitsbehörden. Hier müssen alle Beteiligten einschätzen können, wann dieser Weg zwingend einzuschlagen ist, ein Schritt, der sehr schwerfallen kann, gerade auch im Eingeständnis, pädagogisch nicht mehr weiter zu kommen. Doch Edler machte gerade im praktischen Teil seiner Ausführungen Mut, sich diesen Werte- und Konfliktlagen zu stellen und gab viele Anstöße für konkrete Lösungsmöglichkeiten, die von den Seminarteilnehmer*innen mit großem Interesse ausprobiert und aufgenommen wurden.

Als wichtiger Ansprechpartner gerade in diesem Kontext und gerade auch für Schulen und Jugendeinrichtungen stellte sich zudem die Beratungseinrichtung PROvention aus Kiel vor. PROvention ist das Landesprogramm gegen religiös begründeten Extremismus in Schleswig-Holstein. Es wurde im April 2015, finanziert vom Innenministerium des Landes und unter der Trägerschaft der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein (TGSH), ins Leben gerufen. Das Team von PROvention berät Angehörige, Freund(e)_innen und Bekannte von Personen, die von Radikalisierung oder Extremismus betroffen sind. Auch Ausstiegswillige können die Beratung nutzen. Diese erfolgt kostenlos, vertraulich sowie einzelfall- und lösungsorientiert. Darüber hinaus werden öffentliche Vorträge und Weiterbildungen angeboten. PROvention ist über eine Beratungshotline zu erreichen unter 0431/ 73 94 926.

Verein Miteinander leben e.V. sucht Logo
für eine Demokratiekampagne

„Demokrat*innen bei der Arbeit“

Der Verein Miteinander leben e.V. möchte im neuen Schuljahr einen Jugend-Logowettbewerb starten, um der Idee einer kreisweiten Demokratiekampagne ein Gesicht zu geben, die vielfältiges  demokratisches Engagement in unserer Gesellschaft sichtbar machen  will. „Demokrat*innen bei der Arbeit“, so das Motto dieser  Kampagne, will Menschen, die an so vielen Stellen in der Gesellschaft mit ihrer Intiative(n) für unsere Demokratie wirken, einladen, sich öffentlich zu zeigen, ihre unentbehrliche Arbeit als Alltagsdemokraten wahrnehmbar werden zu lassen. Mit einem gemeinsamen Logo, das als individuell als Button oder auf Plakaten bei Veranstaltungen ... sei es eine politische Podiumsdiskussion zu gesellschaftlichen Fragen, sei es das regelmäßige Flüchtlingscafé, sei es eine Benefizaktion ...  genutzt werden kann. Oder auch im Netz auf einer Plattform in den  sozialen Medien, vielleicht gestaltet in der Sprache und den Formaten  von jungen Menschen und natürlich auch auf Veranstaltungen, die konkret unter diesem Motto organisiert werden könnten. Alle sind sie Demokrat*innen bei der Arbeit. 

"Die Idee zu einer solchen Demokratiekampagne entspringt sehr widersprüchlichen Wahrnehmungen. So zeigt sich auf der einen Seite das Bild, dass sich die politische Auseinandersetzung in unserer  Gesellschaft zunehmend zu polarisieren scheint, in Umgang, Wortwahl und Wertekonsens. Das stetige Diskutieren und Ringen darum, wie unsere Gesellschaft aussehen soll, wie sie konkret zu gestalten ist, damit die in unserem Grundgesetz garantierten individuellen Rechte für alle Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt wirksam werden und bleiben, wird gerade in rechtspopulistischen Strömungen in Frage gestellt, oft verbunden mit dem lautstarken Hinweis auf einen von den politisch Verantwortlichen ignorierten „wahren Volkswillen“, auf eine stummen, ungehörte Mehrheit, die "einfache Lösungen" auch bei komplexen gesellschaftlichen Problemlagen ersehnt. Auf der anderen Seite die Wahrnehmung, dass große gesellschaftliche Teile eben dieses Volkes in ganz erheblichen Umfang in ihren alltäglichen Haltungen und  Positionen als Demokrat*innen unterwegs sind. In der Kommunalpolitik, in den zahllos neu entstandenen, ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen, in den Jugendsparten vieler Vereine und Verbände, in Kirchen und Gewerkschaften. Oftmals allerdings nur leise, ohne Allüren, im Mitmenschlichen. Und doch sind es gerade diese vielen kleinen  „Bausteine“, die unsere Demokratie an der Basis ausmachen, den gemeinsamen Wertekonsens tragen und leben … ein leiser Chor der Demokratie, der durchaus seine Stimme gegenüber lauten rechtspopulistischen Auftritten erheben könnte", sagt Mark Sauer, Vorsitzender vom Verein Miteinander leben e.V. zur Intention dieser Demokratiekampagne.

 

Initiatoren der Demokratiekampagne, (vl.) Mark Sauer, Vorsitzender vom Verein Miteinander leben e.V., Sara Opitz vom Kreisjugendring als Koordinatorin der "Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg" des Bundesprogramms "Demokratie leben!" sowie  Künstlerin und Kulturmittlerin
Eva Ammermann , die den Logowettbewerb anleitet.


„Demokrat*innen bei der Arbeit“ benötigt dafür ein griffiges, pfiffiges, buttonfähiges Logo, das nach Willen des Vereins Miteinander leben e.V., des ebenfalls beteiligten Ratzeburger Bündnis  sowie der "Partnerschaft für Demokratie des Kreises Herzogtum Lauenburg" des Bundesprogramms "Demokratie leben!" von jungen Menschen gestaltet werden sollte. In einer Wettbewerbsphase bis zum 15.11.2016  sind daher Interessierte Jugendgruppen, vielleicht aus Kunstprofilen der weiterführenden Schulen, aber auch Jugendliche, die einfach Spaß am graphischen Gestalten haben, eingeladen, zusammen mit der Projektkoordinatorin Eva Ammermann ihren Entwurf zu entwickeln, im Rahmen eines angebotenen Grafikworkshop zu verbessern und einzureichen. Die Entwürfe werden anschließend von einer Jury gesichtet,  bewertet, prämiert und veröffentlicht. Mit der Wahl des Logos „Demokrat*innen bei der Arbeit“ beginnt dann die eigentliche Arbeit der Kampagne in der Öffentlichkeit, die Vergabe des Logos durch die Jury, aber auch die Initiierung von Jugendprojekten unter diesem Motto in 2017. Wer Spaß und Lust hat, sich an der Gestaltung eines solchen Logos zu versuchen, möge sich unter miteinander.leben@t-online.de beim Verein Miteinander leben e.V. melden. Von dort wird der Kontakt zu Kulturmittlerin und Künstlerin Eva Ammermann hergestellt.

Amerika hat die Wahl
Politisches Bildungsseminar in Mölln wagt Wahlprognose zum Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahl

Interessante Einblicke in das für europäische Verhältnisse durchaus fremdartige amerikanische Wahlsystem sowie zum laufenden Präsidentschaftswahlkampf konnte Politikwissenschaftler Dr. Udo Metzinger auf dem Sommerseminar "Amerika hat die Wahl" in der politischen Bildungsreihe "Demokratie leben" des Vereins Miteinander leben e.V. einem sehr interessierten Teilnehmerkreis in der Internationalen Begegnungsstätte "Lohgerberei" Mölln  geben und mit ihnen intensiv diskutieren. 

Dabei galt es zunächst einmal, sich von bekannten Begrifflichkeiten zu lösen, die im eigenen politischen Wissen selbstverständlich sind, aber vielfach falsch auf die politische Kultur Amerikas übertragen werden, die doch vermeintlich so ähnlich erscheint. So sind Parteien in den USA, bei weitem keine Parteien im europäischen Verständnis, mit fester Programmatik und Struktur, mit Fraktionszwängen in den Parlamenten. Es sind vielmehr nur Wahlplattformen, die den jeweiligen Kandidaten in seinem Wahlkampf unterstützen sollen, ihn aber nicht wirklich binden können. Ein Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus orientiert sich bei seinen Entscheidungen ausschließlich an den Interessen der Wähler*innen seines Heimatstaat als an irgendwelchen Vorgaben der Partei. Schließlich ist ihm bewusst, dass er dort in direkter Wahl in sein Mandat gewählt und nicht über eine Parteiliste bestimmt wird. Auch die Form des Wahlkampfes, aus europäischer Sicht sehr gnadenlos, sehr persönlich, mit ungeheurem Mitteleinsatz geführt, wurde nachvollziehbar erläutert mit dem beherrschenden Prinzip des "The winner takes it all", das wirklich nur den Sieger kennt. Ein aus amerikanischer Sicht erstrebenswertes Ideal, gerade wenn es um das mächtigste Amt der Welt geht. So sind die Vorwahlen in der Tat als "Feuertaufen" zu verstehen und sollen vor allem jene scheitern lassen, die sich nicht mit genügend Härte und Durchhaltevermögen durchsetzen können.

 Dr. Udo Metzinger führt kenntnisreich in das politische System der USA ein
Dr. Udo Metzinger führt kenntnisreich in das politische System der USA ein

Auf Basis all dieses notwendigen Wissen über das politische System der USA, dass Dr. Udo Metzinger sehr kenntnisreich vermitteln konnte, wagten sich die Teilnehmer*innen im zweiten Teil an eine Prognose zum Ausgang der Präsidentschaftswahl, zwischen dem jetzt, wie erwartet, nominierten Kandidaten der Republikaner, Donald Trump und der ersten weiblichen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton, die das "Ticket" der Demokraten gewonnen hat.  Aktuelle Wahlanalysen, Auswertungen von vergangenen Präsidentschaftswahlen, tradiertes Wählerverhalten und die Bedeutung der sogenannten "Swing States" oder auch "Battleground States", jene Bundesstaaten, in denen traditionell keine der Parteien eine gefestigte Vormachtstellung hat, wurden bewertet und diskutiert, um Ergebnis doch einen deutlichen Favoritenstatus für Hillary Clinton festzustellen. Die Kandidatin der Demokraten hat zumindest von den Voraussetzungen mehr Stimmen von der weiblichen Wählerschaft zu erwarten, die zudem auch eine höhere Wahlbeteiligung ausweist, und ebenso mehr Stimmen von den jungen Wählern sowie von den bedeutenden Minderheiten, wie den Afroamerikanern oder den Latinos. Hier hat Trump, zum Teil selbstverschuldet durch sein populistischen Auftreten, kaum Bezüge knüpfen können. Er kann sich eher auf jene weiße, sich zunehmende abgehängt sehende Mittelschicht sowie die älteren weißen Wähler verlassen, die einerseits um ihren Besitzstand fürchtet und andererseits den "American Dream" nur rückwärtsgewandt und in weiß träumen wollen. Allerdings sind ihm wichtige Stammwähler der konservativen Republikaner, insbesondere viele evangelikale Christen, nicht gewogen, gilt ihnen Donald Trump doch nicht als bibelfest und gottesfürchtig. Durchaus schwierige Bedingungen also für den Kandidaten Trump. 

Damit das Rennen als gelaufen zu betrachten, davor warnte Dr. Metzinger aber in seinem Resümee sehr deutlich. "Schon die Vorwahlen", so Dr. Metzinger, "haben gezeigt, dass vieles anders geworden ist in dieser zutiefst gespaltenen Gesellschaft, in der sich auch so viel Misstrauen gegen über dem Establishment in Washington aufgebaut hat. Gerade dafür aber steht Hillary Clinton so sinnbildlich." Die Frage wird sein, ob sie trotz ihrer Unpopularität den richtigen Zugang zu den Menschen findet, gegen einen schamlos populistisch agierend Donald Trump. Amerika hat also die Wahl ... eine in vielerlei Hinsicht Richtungsweisende, auch für Europa.

Europas kulturelle Vielfalt als Schlüssel zu den Menschen nutzen

 „Über die Herzen zum Verstand“

„Wir verfolgen die Idee, Europa in den Mittelpunkt unseres kulturellen Handelns stellen, um Menschen mit der Vielfältigkeit, die Europas Kulturen bieten, zu begeistern, positiv anzusprechen und für einen Dialog über unsere gemeinsame Zukunft zu gewinnen“, beschrieb Mark Sauer, Vorsitzender des Vereins Miteinander leben e.V. das Ziel einer „Europakonferenz“ im Rahmen des 14. Möllner Folksfestes. Kulturschaffende aus den europäischen Partnerregionen Schleswig-Holstein, aus Finnland vom Regional Council of South East Botnia (FIN), aus Österreich vom Steirischen Volksliedwerk, aus Dänemark vom Danish Rock Council ROSA, aus Norwegen vom Vestfold County Cultural Department and Eastern Norway County Network (ENCN) (NOR) und natürlich aus Schleswig-Holstein vom Landesmusikrat und vom Lauenburgischen Kunstverein waren der Einladung des Vereins Miteinander leben e.V. und des Möllner Bürgermeisters Jan Wiegels gefolgt, um über die Entwicklung europäischer Kulturbeziehung auf regionaler Ebene und die Möglichkeiten, diese auch im Kontext von Bürgerbegegnung gegen die zunehmenden Europaskepsis wirken zu lassen, zu diskutieren. Konkret ging es dabei um die Frage, wie man im Gefolge von Kulturevents einen europäischen Bürgerdialog initiieren und durchführen kann.

Einhellig wurde von allen Beteiligten die herausragende Rolle der Kultur in der Vermittlung des europäischen Gedankens gesehen, eine Feststellung, die sich auch in den vielen Konzerten, Schulauftritten und Workshops des 14. Möllner Folksfest widerspiegelte, an denen sich Musikgruppen aus diesen Regionen einem begeisterten Publikum präsentierten. Kieler und Möllner Grundschüler*innen entdeckten ihren Spaß am Jodeln, finnische Klänge verzauberten die Grundschule in Sterley, und zusammen mit dänischer Musikern auch die Liebhaber von nordischer Musik auf den verschiedenen Konzerten des Festivals und beim großen Workshop für Musikschüler*innen. Steirisch-italienische und griechische Ensembles zogen das Publikum mit ihren modern interpretierten Musiktraditionen in ihren Bann. Europäische Vielfalt wurde hier in musikalischer Leichtigkeit greifbar und ließ viele Begegnungen entstehen, aus Sicht aller Vertreter*innen in der Tat eine perfekte Grundlage, um in positiver Weise Bürgerdialoge zur Zukunft Europas anzubieten.

In welcher Form diese positive Kulturerfahrung auch einen Bürgerdialog initiieren kann, wurde im zweiten Schritt diskutiert. Vielleicht als europäische Bürgerwerkstatt, die im Rahmen von Musik- und Kunstbegegnungen durch die europäischen Regionen Schleswig-Holsteins - zu denen in übrigen auch noch die Wojewodschaft Pommern in Polen, Pays de Loire in Frankreich und der Bezirk Kaliningrad der Russischen Föderation gehören - wandert und dort Menschen zusammenführt, um Fragen der gemeinsamen europäischen Zukunft zu erörtern. Die Ergebnisse einer solchen Wanderwerkstatt könnten in nachfolgenden Regionen jeweils als Grundlage der dortigen Diskussion genutzt werden, so dass tatsächlich ein europäischer Dialog zur Zukunft Europas entsteht, in dem finnische, norwegische, dänische, deutsche, polnische, französische und österreichische Ideen und Meinungen einfließen und sichtbar werden. 

Wie eine solche Idee umgesetzt werden kann, vielleicht im Rahmen einer Förderung durch das EU-Programm „Europe for Citizens - Democratic engagement and civic participation” oder eher im bilateralen Austausch konnte von den Beteiligten nur andiskutiert werden. Die Notwendigkeit, gemeinsam zu handeln, ein solches Ziel konkret zu denken und die Kooperationsbeziehungen dafür auszubauen, wurde von allen Teilnehmer*innen, gerade in ihrer Rolle als Kulturschaffende, als überaus wichtig angesehen, auch um selbst Verantwortung für den Fortbestand der europäischen Idee zu übernehmen. Entsprechend wurden vertiefende Kontakte und Treffen vereinbart, die den Weg zu einem gemeinsamen Europaprojekt ebnen sollen. Dieser Prozess wird begleitet und unterstützt durch das Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein.

http://jensbutz.de/konferenz/

Bilder: Jens Butz

"Politische Bildungsreihe "Demokratie leben" 
Sommerseminar in der „Lohgerberei“

"Amerika hat die Wahl"
mit Dr. Udo Metzinger
09.07.2016, 10:00 - 17:00 Uhr
Int. Begegnungsstätte "Lohgerberei" Mölln

Am 8. November 2016 ist es wieder soweit: in Amerika werden der Präsident, das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats gewählt. Die Präsidentschaftswahl ist dabei die Wichtigste, bestimmt sie doch darüber, wer das Land die nächsten vier Jahre führen wird. Es ist eine Wahl, die schon in den Vorwahlen polarisiert, die Wahl einer offensichtlich tief gespaltenen Nation. Viel Diskussionsstoff also für das politische Sommerseminar im Rahmen der politischen Bildungsreihe „Demokratie leben“ des Vereins Miteinander leben e.V. in der Internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“ Mölln am 09.07.2016 von 09:30 – 16:30 Uhr.

Politikwissenschaftler Dr. Udo Metzinger wird als Experte für amerikanische Politik ins amerikanische Wahlsystem einführen, zusammen mit den Seminarteilnehmer*innen  den Verlauf der Vorwahlen und besonders den Erfolg der Kandidaten Bernie Sanders und Donald Trump analysieren, die Situation in Amerika nach 8 Jahren Präsidentschaft von Barack Obama bewerten und schließlich eine Ausblick versuchen, wer das Rennen um das mächtigste Amt der Welt machen wird: Clinton oder Trump? Denn auch für die Welt ist das Wahlergebnis von großer Bedeutung, beinhaltet die Wahl doch auch eine außenpolitische Richtungsentscheidung für Amerikas zukünftige Rolle in der Welt.

Das Sommerseminar wird nach Möglichkeit den Sommer mit einbauen und im Garten des „Lohgerberei“ stattfinden. Es ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist jedoch unter 04541-206726 oder miteinander.leben@t-online.de erforderlich.

14. Möllner Folksfest
Europas Musik begeistert Publikum
und
führt Menschen zusammen

Das 14. Möllner Folksfest der internationalen Begegnung hat mit seiner Musik einmal mehr viele Menschen begeistern und zusammenführen können, wie die nachfolgenden Bilder und Videos von Jens Butz eindrucksvoll zeigen. Folksfestimpressionen zum Genießen, vor allem auch für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, denen der große Dank des Organisationsteams gilt:

Share my Music

Steirisches Schulkonzert in der Grundschule Kronsburg

Workshop "Steirischer Brauch"

http://jensbutz.de/steirischer-Brauch/

Weltmusik für Kinder - KARIBUNI

http://jensbutz.de/karabuni-Weltmusik_fuer_Kinder/

Integrativer Tronnelworkshop

http://jensbutz.de/trommelworkshop/

Chorwokshop mit Nathanial Damon

http://jensbutz.de/chorworkshop/

https://www.youtube.com/watch?v=qHzsR2HE0wk

https://www.youtube.com/watch?v=_0z5lBcwLUY

https://www.youtube.com/watch?v=9ufRAYs-YoQ

Geigenworkshop "Europa Himmel hängt voller Geigen"

http://jensbutz.de/geigenworkshop/

Begegnungskonzert

Steirischer Brauch

http://jensbutz.de/begegnungskonzert/


Europakonzert

http://jensbutz.de/europakonzert/

Duo SHOTBOX (DK)
https://www.youtube.com/watch?v=-UxhThR_35o&feature=em-upload_owner

NAM-trio (FIN)
https://www.youtube.com/watch?v=P59buW4_zIo&feature=em-upload_owner

LOCOMONDO (GR)
https://www.youtube.com/watch?v=H5I_-bCBQJ8&feature=em-upload_owner

https://www.youtube.com/watch?v=zZnbDSG7fwk&feature=em-upload_owner

InCompagnia (AUT/IT)

https://www.youtube.com/watch?v=FsdIlArTumU&feature=em-upload_owner


OPEN-AIR-Festival:

Willkommensband (Mölln)

https://www.youtube.com/watch?v=OYWih8uuP-g&feature=em-upload_owner

LOCOMONDO (GR)

http://jensbutz.de/locomondo/

https://www.youtube.com/watch?v=Eh_utyB3ypo

https://www.youtube.com/watch?v=bewKvr0ASmM&feature=em-upload_owner

Bericht auf www.kulturportal-herzogtum.de

... und vieles mehr auf unserem Facebook-Portal
https://www.facebook.com/mollner.folksfest

Demokratiescouts 2.0
Junge Demokrat*innen gesucht!

Der Verein Miteinander leben e.V. möchte in den nächsten Wochen und Monaten wieder "Demokratiescouts" ausbilden, Nachwuchsdemokratinnen und -demokraten, die einen Blick dafür bekommen sollen, dass unsere Demokratie vom aktiven Mitmachen und Mitgestalten lebt, zum Beispiel in den Jugendbeiräten im Kreisgebiet.

Die "Demokratiescouts" der ersten Generationen wurden 2013 Preisträger des Deutschen Bürgerpreises für Schleswig-Holstein

"Demokratiescout zu werden ist nicht ganz ohne", wissen Annika Sauer und Labiba Ahmed, selbst Demokratiescouts, zu berichten. "Erst einmal muss man interessiert sein an der Welt um einen herum und auch Lust haben, etwas bewegen zu wollen." Doch damit nicht genug. Angehende Demokratiescouts müssen auch bereit, den Dingen auf den Grund zu gehen und unsere Demokratie zu entdecken. "Was macht sie eigentlich in unserem Alltag, diese Demokratie und warum lohnt es sich, dafür etwas zu tun? Solchen Fragen wollen wir nachspüren, mit einem "mobilen demokratietheater" und bei Exkursionen zu Orten unserer Demokratie in Kiel oder Berlin, aber auch zu Orten von Diktatur in unserem Land wie in Schlagsdorf oder Hamburg", beschreibt Mark Sauer, Vorsitzender des Vereins Miteinander leben e.V., das anstehende Ausbildungdsprogramm für Nachwuchsdemokraten. Begleitet werden die Demokratiescouts 2.0 auf diesem Weg von "alten Hasen"... Demokratiescouts der ersten Generation, von denen viele bereits in den Jugendbeiräten im Kreisgebiet aktiv sind oder diese aus der Ferne ihres Studiums immer noch begleiten. So lädt beispielsweise der Ratzeburger Jugendbeirat die neuen Demokratiescouts ein, bei den anstehenden Neuwahlen in diesem Jahr mitzuhelfen und sich dabei vielleicht auch schon zu trauen, selbst gewählt zu werden.

"Auf dieser Entdeckungsreise in unsere Demokratie warten so einige Überraschungen", versichert Mark Sauer, "unter anderem auch die Aufgabe, etwas am "Tag des Grundgesetzes" auf die Beine zu stellen." Mitmachen können Kinder- und Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Dabei sind alle Angebote, wie auch die begehrte Exkursion nach Berlin zum Bundestag  kostenfrei. Einzige Bedingung ist, dass man sich unter miteinander.leben@t-online.de oder unter 04541-206726 anmeldet und am 13. und 14. Mai 2016 an der Auftaktveranstaltung mit dem "mobilen demokratietheater" von Theaterpädagogin Nadeshda Gerdt in der Ratzeburger Ernst-Barlach-Schule teilnimmt. Weitere Informationen zu den "DEMOKRATIESCOUTS" finden sich auf der Demokratiewebseite des Vereins Miteinander leben e.V. unter www.demokratie-leben.eu. Die Ausbildung der Demokratiescouts wird gefördert durch die "Partnerschaft für Demokratie im Kreis Herzogtum Lauenburg" über das Bundesprogramm "Demokratie leben!" des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Volkshochschule Ratzeburg ist wie schon in den vergangenen Jahren Kooperationspartner des Jugendprojektes. 

14. Möllner Folksfest...
„andere Heimat Europa¿“

Das Möllner Folksfest der internationalen Begegnung ist als Musikfestival eine Institution im Norden, seit 1993 aktiv, etabliert und immer politisch. Es lädt ein, der Musik der Welt zu zuhören und sie in Workshops und Schulkonzerten selbst zu erleben. Es lädt ein aber auch ein, den Menschen zu begegnen, die die Musik machen, gerade jetzt, wo so viele ihre Musik aus einer fernen Heimat mitbringen. Solche Begegnungen vertreiben die Angst, die auch zu Hass führen kann. Hass hat in Mölln 1992 dazu geführt, dass zwei Häuser brannten und Menschen starben. Das Möllner Folksfest setzt Freude und Begegnung dagegen. 

Am Wochenende 10. und 11. Juni 2016 ist es wieder soweit. Zum 14. Male werden Musiker aus unterschiedlichen Kulturkreisen ihre Musik auf die große Folksfestbühne nach Mölln bringen. Europa steht dabei in diesem Jahr im Mittelpunkt … aus gutem Grund. Europa positiv zu erleben ist gerade heute wichtiger denn je. Und dazu möchte das 14. Möllner Folksfest einen Beitrag leisten, mit Bands aus den europäischen Partnerregionen Schleswig-Holsteins in Finnland, Dänemark und Österreich und auch weit darüber hinaus.

Angesagt haben sich  LOCOMONDO aus Griechenland, mit griechischen Rhythmen im karibischen Flair, das steirische Ensembles ANIADA A NOAR und das friulanische Trio ALTRIOH,  die  einzeln aufspielen wollen, aber auch … wie es sich eigentlich in Europa gehört, ganz ohne Zaun … als österreichisch-italienische Fusion INCOMPAGNIA mit transalpinen Musiktraditionen. 

Ebenso ist ein Ensemble des Steirischen Volksliedwerks zu Gast, das alpenländische Musik vor allem , aber nicht nur!, in die Schulen der Region bringen möchte. Aus Skandinavien kommt das sehr junge, finnische NAM-trio dazu, das traditionelle Musik aus der Region Süd-Ostbottnien spielt. Freuen können wir uns ebenso auf einen Beitrag aus Dänemark, das DUO SHOTBOX, die voller von Energie, Leidenschaft und Freude zeigen, wie Nord-Folk im Jahr 2016 klingen sollte. 

Auch die deutschen Beiträge weisen weit in die Welt mit Weltmusikensemble KARIBUNI und dem Hamburger Weltmusikchor von Nathanial Damon. 

So entsteht unter dem Motto „…andere Heimat Europa¿“ ein riesiger Musikbogen, mit jeweils ganz unterschiedliche Heimatklängen. Das Motto hat aber auch ein Fragezeichen, wie es in Europa derzeit so viele Fragezeichen gibt. Es verweist auch auf die Musik aus noch ferneren Ländern, aus denen Menschen gerade zu uns fliehen, Menschen, die auch gerne zu ihren Heimatklängen singen und tanzen. Wir wollen dieser Musik ebenfalls Raum geben auf unserem Festival und sind sehr neugierig auf die Begegnungen mit anderen Kulturen. Duduk-Musik von Naira Querobyan Khachatryan & Avag Khachatryan werden das Publikum in die Weite Armeniens entführen und mit einem großen Drum Circle wollen mit Helga Reihl & Peter Kaiser uns auf dem Möllner Marktplatz zusammenführen, in all unser Vielfalt, ganz ohne Sprachbarrieren, vereint nur im Rhythmus. Diese interkulturellen Begegnung, an der sich in einer Weltpremiere auch ein Ensemble der Willkommenskultur Mölln beteiligt, wird natürlich erst komplett, wenn sich mit  Mozart und Schubert auch noch große europäische Musiktradition dazu gesellt, virtuos präsentiert vom Möllner Pianist Uwe Rasmussen. 

Wie immer gibt es diesen Musikgenuss samt Tanz und Rhythmus auf unserem Open-Air-Festival am 11.06.2016 kostenfrei auf die Ohren. Ein Programmüberblick gibt es auf http://nachrichten.folkfest-moelln.de.

Das Möllner Folksfest bietet aber nicht nur Musik zum Zuhören, Mitmachen wird mindestens genauso groß geschrieben. Unter dem Motto „Share my Music“ kann in zahlreichen Workshops und Schulkonzerten mitgesungen, mitgespielt oder mit getanzt werden. Schnelle Anmeldungen sind wie in den Vorjahren sehr empfehlenswert: http://www.2016.share-my-music.de

Ebenso so offen ist das Organisationsteam des Möllner Folksfestes, das wieder rein ehrenamtlich zusammengesetzt ist, für Mithilfe bei der Ausgestaltung. Wer ein Festival einmal ach Backstage erleben will, ist herzlich willkommen. Informationen zum gesamten Festivalprogramm sind www.folksfest-moelln.de zu finden unter.

"TTIP-Kritik" in der Diskussion

Dr. Udo Metzinger diskutierte mit TTIP-Gegnern im Rahmen eines politischen Bildungsseminars

Was ist wirklich dran an der allenthalben zu hörenden TTIP-Kritik, die sich auch im Rahmen eines einführenden Vortrages von Dr. Reinhard Crusius im Ratzeburger Ratssaal unter 90 Besuchern vor einigen Tagen so facettenreich äußerte? Dieser Fragestellung ging Politikwissenschaftler Dr. Udo Metzinger zusammen mit 15 Teilnehmer in einem von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten politischen Bildungsseminar der Reihe „Demokratie leben“ einen ganzen Samstag in den Räumen der Internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“ in Mölln nach. Vier Themenblöcke standen dabei im Fokus fundierter Informationsvermittlung und intensiver Diskussion, so „TTIP, Globalisierung und Freihandel aus geopolitischer und geoökonomischer Perspektive“, „Der TTIP-Widerstand - Ursachen und Inhalte einer Bürgerbewegung“, „Die Argumente der TTIP-Gegner und deren Berechtigung - ein Faktencheck“ und abschließend „Quo vadis TTIP? - Perspektiven für die nächsten Jahre“.

Dr. Metzinger nahm im Seminar als Referent bewusst die Haltung eines TTIP-Befürworters ein, da sich die Seminarteilnehmer*innen durchweg als TTIP-Gegner charakterisiert hatten. Nach den jeweils einleitenden Informationsblöcken entspann sich eine sehr intensive Diskussion, aus der heraus die Teilnehmer*innen ihre Argumentationslinien im Austausch mit dem Dozenten messen konnten, aber auch mit den Sachinformationen im Einklang bringen mussten.

Gerade auf dieser Sachebene zeigten sich bei den Teilnehmer*innen durchaus Wissenslücken im Bezug auf die Verhandlungsinhalte des TTIP, auf die durchaus sehr kritische TTIP-Haltung in den USA und vor allem auf die Verhandlungsrolle der EU, die für 28 Nationalstaaten auf Grundlage des EU-Vertragswerkes mit den USA verhandelt. So war wenig bekannt, dass im EU-Vertragswerk grundsätzlich immer Ausstiegsklauseln für die europäischen Nationalstaaten hinsichtlich gemeinsamer Regelungen oder Abkommen gelten, wenn diese mit nationalstaatlichen Interessen nicht in Einklang zu bringen sind. Diese, so Dr. Metzinger, würden auch bei einem von der EU verhandelten Freihandelsabkommen immer wirksam bleiben, weil sie rechtsverbindliche Elemente des Vertragswerkes seien. Diese Ausstiegsklauseln werden im übrigen gerade in den US-Bundesstaaten sehr kritisch gesehen. Während jedes Land der EU sich von Regelungen des TTIP ausnehmen kann, die es nicht mitragen will, steht diese Möglichkeit den US-Bundesstaaten nicht offen.

Auch die rechtliche Form von TTIP wurde von der überwiegenden Teilnehmerzahl als völkerrechtlicher bindender Vertrag klassifiziert, während es lediglich ein internationales Abkommen sein soll, genau wie die über 180 anderen Freihandelsabkommen, welche die EU in den vergangenen Jahrzehnten ausgehandelt hat und die nicht im Fokus öffentlicher Diskussion standen.

Die Ausblicke zum Zustandekommen des Vertragswerkes gingen in der Diskussion deutlich auseinander. Seitens der Teilnehmer*innen wurde die Meinung vertreten, dass insbesondere die multinationalen Unternehmen beiderseits des Atlantiks dieses Abkommen in Eigeninteresse durchsetzen wollen. Dr. Metzinger hielt dem entgegen, dass zahlreiche Akteure der politischen Klasse der USA sich allerdings gegen TTIP aussprechen, so die republikanische Mehrheit im Kongress oder auch die Präsidentschaftskandidaten.

Bemerkenswert für viele Seminarteilnehmer*innen war überdies die geopolitische Perspektive, die Dr. Udo Metzinger ebenfalls in die Diskussion einführte. Er verwies dabei auf das aktuelle Entstehen einer multilateralen Weltordnung, die sich nach dem Ende der bipolaren Ära des Kalten Krieges und der temporären, USA-geführten unipolaren Weltordnung, die bis zu Beginn des neuen Jahrtausends reichte, jetzt etabliert. In dieser multilateralen Weltordnung sieht sich nicht nur das westliche, neoliberal geprägte Weltwirtschaftssystem zunehmend herausgefordert, sondern auch die westlichen Wertesysteme insgesamt, insbesondere durch die Initiative Russlands, das zusammen mit den BRICS-Staaten ein politisches und wirtschaftliches Gegengewicht aufbauen möchte. Im Kontext dieser geopolitischen Neustrukturierung der Weltordnung könne TTIP auch als Baustein gewertet werden, den Einfluss die Stabilität des westlichen Wertesystems unter der Führung der USA zu sichern. An dieser Sichtweise entspann sich eine intensive Diskussion, in der auch deutlich wurde, dass die Regierungspositionen Russlands nur wenig bekannt sind und teilweise unreflektiert gedeutet werden als natürlicher Reflex gegen eine vermeintliche amerikanische Expansionspolitik durch die NATO. Dr. Udo Metzinger schärfte am Beispiel der Ukraine-Krise den Blick, dass hier vielfach noch ein klassisches Ost-West-Denken mit antiamerikanistischen Zügen vorherrscht, während es sich um einen handfesten geopolitische Konflikt zwischen Russland und der EU und nicht den USAs handle.

Das Seminar konnte gerade über die vielen Diskussionen , denen sich Dr. Metzinger immer wieder sehr offen stellte, für alle Teilnehmer*innen neue Aspekte verdeutlichen, ohne dabei, ganz im Sinne von politischer Bildung, deren Überzeugungen in Frage zu stellen. Dies bleibt jedem Seminarteilnehmer selbst vorbehalten. Die intensive Lernatmosphäre und die respektvolle Diskussionsführung wurden von allen Teilnehmer*innen abschließend gelobt.

Im Juli wird Dr. Udo Metzinger noch einmal nach Mölln kommen, um gemeinsam mit politisch interessierten Menschen einen Tag über den aktuell laufenden Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu diskutieren. Ein hochspannendes Sommerthema also, zu dem jetzt schon Anmeldungen möglich sind (www.demokratie.leben.eu).

Kritisches zum Thema "TTIP"

Großes Interesse am Vortrag von Dr. Reinhard Crusius im Ratzeburger Ratssaal

Auf deutlich mehr Interesse als erwartet stießen der Verein Miteinander leben e.V. und die Volkshochschule Ratzeburg mit ihrem Vortragsangebot von Dr. Reinhard Crusius zum Themenkomplex TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) im Rahmen der politischen Bildungsreihe „Demokratie leben“ am vergangenen Donnerstag. Mit rund 90 Besuchern füllte sich der Ratzeburger Ratssaal zur Freude der Veranstalter bis auf letzten Platz.



Dr. Reinhard Crusius arbeitete viele kritische Fragen
zum Thema TTIP heraus (Foto: Jens Butz)


Ökonom Dr. Crusius, Autor des Buches „Rettet Europa, nicht nur die Banken“, erläuterte in seinem rund zweistündigen Vortrag die geschichtliche Entwicklung des Freihandels und skizzierte dabei das stete Wechselspiel von Protektionismus und Liberalismus und die mit diesen Positionen verbunden Interessen. Wichtig war ihm dabei die Frage des „Cui bono?“ – „Wer profitiert?“ herauszuarbeiten, insbesondere in einer zunehmend global agierenden Wirtschaftswelt, in denen auf der inter- und transnationalen Ebene nicht mehr nur Staaten, sondern auch multinationale Konzerne als Akteure agieren und ihre Interessen vertreten. Die historische Perspektive, die ausgehend vom Merkantilismus Frankreichs, über der entstehenden „Manchester-Kapitalismus“ in Großbritannien und Adam Smiths „unsichtbare Hand“ des Wirtschaftens bis zu den Freihandelsregimen der Neuzeit, dem GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), der WTO (World Trade Organization) und den regionalen Freihandelsabkommen wie der NAFTA (North American Free Trade Agreement) führte, erwies sich dabei als wichtig, um die Hintergründe und Inhalte von aktuell diskutierten Freihandelsabkommen einordnen und ihren neoliberalen Geist verstehen zu können. TTIP, das nordamerikanisch-europäische Freihandelsabkommen, CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) das kanadisch-europäisch Pendant und TiSA (Trade in Services Agreement), der geplante weltumspannende Dienstleitungsfreihandel, konnten in diesem Zusammenhang als Vertragswerke beschrieben werden, in denen wirtschaftsliberale Inhalte und Marktinteressen multinationaler Unternehmen völkerrechtlich verbindlich festgeschrieben werden sollen, erkennbar zu Lasten von demokratischen Strukturen in den Nationalstaaten.



Dr. Reinhard Crusius arbeitete viele kritische Fragen
zum Thema TTIP heraus (Foto: Jens Butz)

Gerade am Beispiel von TTIP konnte Dr. Crusius zahlreiche Fragen aufwerfen, die diesen Zielkonflikt zwischen Demokratie und Ökonomie deutlich machen. So kritisierte er die Einrichtung von nichtöffentlich tagenden Schiedsgerichten zum Investorenschutz, in denen Unternehmen nicht nur ihre getätigte Investitionen gerichtlich gegen staatliche Eingriffe absichern und auch Schadensersatz einklagen, sondern dabei auch entgangene Gewinne in der Zukunft geltend machen zu können. Hier werde, so Crusius, eine Gerichtsbarkeit für Wirtschaftsfragen parallel zu einem funktionierenden Gerichtswesen installiert, in denen maßgeblich, rechtsstaatliche Komponenten, wie Öffentlichkeit, Unabhängigkeit und Revisionsmöglichkeit nicht umfänglich gegeben sind. Bereits heute sind mehr als 30 Klageverfahren bekannt, in denen in dieser Weise Unternehmen Staaten in Milliardenhöhe zu belangen versuchen, weil zum Beispiel per Gesetz Umweltstandards angehoben wurden, die zukünftige Gewinnmargen der Unternehmen schmälern. Crusius kritisierte aber auch, dass in den Verhandlungen von TTIP Umwelt- und Sozialstandards auf einem Status Quo festgeschrieben werden sollen. Niemand, so die offizielle Lesart, soll sich in diesen Standards verschlechtern. Dies klingt zunächst beruhigend, so Dr. Crusius, bedeutet aber auch, dass diese Standards nicht mehr verbessert und angehoben werden können, wenn zum Beispiel die Wissenschaft neue Erkenntnisse zur Giftigkeit von Stoffen ermittelt. Ebenso wies er auf die Problematik hin, dass beide Verhandlungspartner zwar das Recht haben, bestimmte Bereiche aus den TTIP-Verhandlungen auszuklammern. So schützt Frankreich beispielsweise die eigene Filmindustrie. Diese sogenannte Negativliste wird aber nur einmal erstellt. Alle zukünftigen Entwicklungen in der Wirtschaft- und Arbeitswelt, im Bereich des Datenschutz oder den Umweltstandards bleiben unberücksichtigt und werden somit völlig den Entwicklungen des liberalisierten Marktes preisgegeben. Schließlich stellt TTIP auch Zuständigkeiten in Frage, die bis auf die kommunale Ebene hinunterreichen. Was darf der Staat zukünftig als hoheitliche Aufgabe noch finanzieren, beispielsweise im Bereich von städtischer Daseinsvorsorge wie Ver- und Entsorgung, Kultur oder Bildung und was muss er dem Markt überlassen. Auch hier drohe eine neoliberale Verschiebung zu Gunsten von Wirtschaftsinteressen, so Dr. Crusius. 

In der sich anschließenden Diskussion mit einem offensichtlich sehr gut informierten und kritischen Publikum, wurde noch einmal deutlich, woran  sich der zunehmende Widerstand an TTIP, CETA und TISA entzündet. Es geht nicht um die Frage, ob sich das eher sozialliberal orientierte Wirtschaftsmodell der EU oder das marktliberale Wirtschaftsmodell der USA durchsetzt. Es geht um die Frage, welche Macht, auch politische Macht, multinationale Unternehmen, die in der EU wie in den USA das gleiche neoliberale Interesse haben, über diese Abkommen im Verhältnis zu den demokratischen Strukturen der Staaten und gegenüber klein- und mittelständischen Betrieben sowie den Lohnbeschäftigten auf beiden Seiten des Atlantiks bekommen. Vor allem geht es aber auch um die Frage, warum die zunehmende Kritik seitens der Bevölkerung in den Medien kaum Widerhall findet. 250.000 Menschen versammelten sich im Oktober 2015 in Berlin zu einer Demonstration gegen TTIP. Diese größte Demonstration in der bundesdeutschen Geschichte war für viele Medien nur eine Randnotiz. Solches Unbehagen am Verhandlungsprozess spiegelte sich in zahlreichen Wortbeiträgen und wird sich auf der nächsten Großdemonstration in Hannover am 23.04.2016 wieder zeigen.

Politische Bildungsreihe „Demokratie leben“ lädt zur Diskussion über TTIP

Der Verein Miteinander leben e.V. startet seine politische Bildungsreihe „Demokratie leben“ in diesem Jahr mit einem politisch sehr umstrittenen Thema, dem in vielerlei Hinsicht eine große Einflussnahme auf unser zukünftiges Alltags- und Arbeitsleben zugeschrieben wird: TTIP, das europäisch-nordamerikanischen Freihandelsabkommen. 

Umso wichtiger ist es, dass darüber ausgiebig diskutiert und gestritten wird und zwar nicht nur hinter verschlossen Türen am Verhandlungstisch zwischen den Vertreter*innen Europas und den USA, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. 250.000 Menschen demonstrierten vor kurzem eindrucksvoll in Berlin, dass sie in diesem politischen Prozess auch eine Stimme und vor allem Zugang zu Informationen über die Verhandlungen haben wollen.

Aber auch im ländlichen Raum muss es die Möglichkeit für diesen kritischen Diskurs geben und so wird der Verein Miteinander leben e.V. im März gleich zwei Veranstaltungen zum Thema TTIP anbieten. Den Auftakt wird der Hamburger Ökonom und TTIP-Kritiker Dr. Reinhard Crusius, Autor des Buches "Rettet Europa, nicht nur die Banken" im Rahmen eines Vortrages am 03.03.2016 um 19:00 Uhr im Ratssaal der Stadt Ratzeburg setzen. Unter dem Titel „TTIP - Droht Europa der Ausverkauf von Sozial- und Umweltstandards durch die Hintertür?“ geht Dr. Crusius der Frage nach, was bei TTIP eigentlich verhandelt wird und ob Europa sich dabei dem amerikanischen Wirtschaftsmodel öffnet? Um die Folgen von TTIP einzuschätzen, schaut er auf bereits bestehende Freihandelsabkommen und skizziert, wer davon profitiert und wer verloren hat. Der Eintritt zum Vortrag, der in Kooperation mit der Volkshochschule Ratzeburg durchgeführt wird, ist frei. Kritische Fragen sind erwünscht.

Das Thema „TTIP“ vertiefend behandelt am 12.03.2016 Politikwissenschaftler Dr. Udo Metzinger im Rahmen eines Ganztageseminar in der Internationalen Begegnungsstätte „Lohgerberei“. In seiner Leitfrage „Die TTIP-Kritik - berechtigt oder aus der Mottenkiste des Anti-Amerikanismus?“ fordert Dr. Metzinger die Seminarteilnehmer zum intensiven Diskutieren auf, gerade auch aus amerikanischer Perspektive. Dort steht man dem Freihandelsabkommen ebenfalls sehr kritisch gegenüber, vor allem im Hinblick auf europäische Umweltstandards, die in vielen Bundesstaaten der USA keinen Bestand haben. Ein Misstrauen, dass auch der jüngste Automobilskandal zusätzlich befeuert. Anhand der vorliegenden Fakten sollen die Seminarteilnehmer*innen zu einer Bewertung kommen, ob die Kritik berechtigt ist oder doch nur der Mottenkiste des Anti-Amerikanismus entstammt. Die Teilnahme am Seminar ist kostenfrei, eine Anmeldung ist obligatorisch unter 04541-206726 oder miteinander.leben@t-online.de . Informationen zu weiteren Veranstaltungen der Reihe „Demokratie leben“ sind unter www.demokratie-leben.eu eingstellt.

Willkommenskultur Mölln
Café International in der Lohgerberei

Die Willkommenskultur Mölln trägt dank vieler engagierter Menschen sowie ebenso engagierter, hauptamtlicher Unterstützung seitens der städtischen Flüchtlingskoordinatorin Charlotte Wienecke sowie der Migrationssozialberatungder Diakonie dazu bei, die Herausforderung, die der Zuzug zahlreicher Flüchtlinge nach Mölln bedeutet, mit Bravour zu meistern. Auch der Verein Miteinander leben e.V. ist in diesem Netzwerk aktiv und findet sich mit einem Male in der Rolle eines erfahrenen „Seniorpartners“, der viele Problemlagen schon kennt und Impulse zu verschiedenen Fragen von Betreuung und Integration liefern kann … so lange, gibt es uns tatsächlich schon.

In den Räumen der Lohgerberei finden aktuell regelmäßig folgende Angebote von verschiedenen Trägern oder Helfergruppen statt:

- das Café International – mittwochs von 15-17 Uhr - bleibt beliebter Treffpunkt für Helfer, Interessierte und alte und neue Asylsuchende. Jeden Mittwoch kommen 40-60 Personen - Kuchenspenden sind reichlich und zum Glück hält sich auch ein festes Helferteam von 4-6 Personen wacker trotz des anhaltenden Ansturms - vielen Dank an Sabine,

Susanne, Kurt, Britta, Regina, Bernd u.a. die das Café am Laufen halten und an die vielen Kuchenspender!!

- die Gruppe Di-Do-Deutsch mit Dénes Kelemen und seinen „Mitstreitern“ bietet an beiden Tagen (Dienstag und Donnerstag von 14.30-16.30 Uhr) Unterstützung beim Lernen der deutschen Sprache an, die Resonanz ist wechselhaft und noch verbesserungsfähig.

- ein Internationales Frauencafé in Zusammenarbeit mit der Migrationsberatung ab 04.02.2016 jeden ersten Donnerstag im Monat vormittags. „Alte Hasen“ werden erinnern, dass es das schon in den 90er Jahren über eine ganze Zeit unter Trägerschaft des Vereins und später noch einmal mit der Diakonie gegeben hat. Wir wünschen viel Erfolg dazu!

Weiter hat uns im Café der kurzfristige Hype vor Weihnachten zum Sammeln von Sachspenden beschäftigt, der dem Café International zeitweise einen Basarcharakter gegeben hat. Diese Welle der Hilfsbereitschaft ist nun abgeflaut bzw. kanalisiert zu den vorhandenen und neuen Sammelstellen in Mölln.

Für dieses Jahr steht in Mölln für die Willkommenskultur dringlich eine bessere Organisation der Sprachangebote auf dem Plan, da nur noch Flüchtlinge aus Eritrea, Iran, Irak und Syrien kostenlose Kurse erhalten. Alle anderen sind auf ehrenamtliche Unterstützung oder aus Spenden finanzierte Kurse angewiesen. Dazu wird noch jemand gesucht, der das Thema Sprache verantwortlich betreut und Angebote und evtl. Ehrenamtlich koordiniert!


Bislang konnten in Mölln alle Ankommenden dezentral untergebracht werden. Für dieses Jahr wird in Kürze die erste Containeranlage bezugsfertig sein und im Frühjahr steht auch die erste kleine Wohnanlage für die zu erwartenden Neuankommenden bereit. Dort wird jeweils ein Hausmeister bzw. eine Betreuung durch feste Kräfte angeboten; in die Nähe der Containeranlage zieht in
Kürze die Fahrradwerkstatt um, die bisher beim Lebenshilfewerk in der Bürgermeister-Oetken-Str. Obdach gefunden hat.