Beeindruckende Einsendungen beim
Möllner Schüler-Schreibwettbewerb
„Ein Brief an das Leben“

Im Zuge der Ausstellung "Todesopfer rechter Gewalt", die der Verein Miteinander leben e.V. zusammen mit der Stadt Mölln im vergangenen November für mehrere Wochen auf dem Möllner Schulberg öffentlich präsentieren konnte, wurde vom Kreisfachberater für Kulturelle Bildung, Jörg-Rüdiger Geschke, ein Schreib-Wettbewerb für Möllner Schülerinnen und Schüler organisiert. Unter dem Titel „Ein Brief an das Leben“ waren die Jugendlichen aufgerufen, sich ganz persönlich mit den Schicksalen der abgebildeten Menschen gerade auch im Hinblick auf aktuelle Ereignisse wie in Hanau oder Halle auseinanderzusetzen. Sie sollten sich während ihres Besuches der Ausstellung eines der Schicksale aussuchen und aus Sicht des getöteten Menschen einen offenen Brief an die Menschen in Mölln schreiben … sozusagen aus dem Jenseits ins Jetzt: Ein Brief an das Leben. „Was ich euch gerne sagen würde oder muss?“ oder "Was ich gerne noch erlebt hätte?" waren dabei anleitende Fragestellungen. Eine Jury, bestehend aus dem Bürgervorsteher Jan-Frederik Schlie, Claudia Bormann vom Marion-Dönhoff-Gymnasium und Jens Schlutzkus von der Gemeinschaftsschule,  beide jeweils verantwortlich für "Schule ohne Rassismus“, Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V. und Jörg-Rüdiger Geschke wählte aus den zahlreichen und anrührenden Texten fünf Einzeltexte aus, die in einer Broschüre über die Ausstellung und den Wettbewerb veröffentlicht werden sollen.

"Ein Brief and Leben" - Inke Tewes (Mitte rechts) und Ida Klomfaß überzeugten die Mitglieder der Jury Eva Ammermann, Jörg-Rüdiger Geschke (li.) und Jens Schlutzkus (re.) mit ihren Beiträgen

Inke Tewes, Lena Maaß, Selina Merhof vom Marion-Dönhoff-Gymnasium sowie Ida Klomfaß und Shafak Karagüzel von der Möllner Gemeinschaftsschule wurden als Autor*innen dafür besonders geehrt. Außerdem erhielten drei Gemeinschaftsschul- und eine Gymnasialklasse Anerkennungspreise für die von ihnen eingereichten Texte.

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

Einige Schülerinnen und Schülern inspirierte die Ausstellung zu einem eigenständigen Kunstprojekt, bei dem Plakate gegen Gewalt und Diskriminierung gestaltet wurden. In Zusammenarbeit mit der Kunstlehrerin Claudia Bormann und der Kulturvemittlerin und Künstlerin Eva Ammermann wurden auf einer Schattenspielleinwand silhouettenhafte Standbilder geschaffen, die Gewalt insbesondere aus Sicht der Opfer zeigen. Die Darstellungsweise lässt die Personen hinter der Leinwand unkenntlich bleiben: Jeder und jede kann ein Opfer, Retter oder Täter sein, so die Botschaft der entstandenen Plakate, die ebenfalls in der Broschüre zum Wettbewerb abgedruckt werden.

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln „OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

„OPFER VON GEWALT“ - Kunstprojekt des WiPo Profils Ed, Marion-Dönhoff-Gymnasium Mölln

 

Die Broschüre erscheint in kleiner Auflage und wird zusätzlich für die Öffentlichkeit auf der Webseite des Vereins Miteinander leben e.V. unter www.verein-miteinander-leben.de in Kürze als PDF-Download angeboten.


Veranstaltungsreihe zu jüdischem Leben und Antisemitismus erfuhr viel Zuspruch

„Was weißt Du von jüdischem Leben und Antisemitismus heute?” - Unter dieser Fragestellung hatten sich der Verein Miteinander leben e.V., die Liberalen Jüdischen Gemeinde Lübeck und die Volkshochschule Ratzeburg im Frühjahr zusammengefunden, um im Jahresverlauf 2020 gemeinsam ein attraktives Programm aus Vorträgen, Exkursionen und Kulturveranstaltungen in Ratzeburg zu organisieren, das neugierig machen, informieren und sensibilisieren sollte. Die Corona-Pandemie durchkreuzte die ersten Planungen, konnte die Organisatoren letztlich aber nicht entmutigen. Im Herbst bot sich schließlich doch die Möglichkeit, unter Einschränkungen zwei musikalische Lesungen, eine Ausstellung sowie ein Vortragsabend zu veranstalten, mit jeweils großer Resonanz und öffentlichem Zuspruch.

Die Ausstellung »Du Jude« der Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war in der Stadtbücherei und der Lauenburgischen Gelehrtenschule zu sehen © Verein Miteinander leben e.V.
Die Ausstellung »Du Jude« der Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war in der Stadtbücherei und der Lauenburgischen Gelehrtenschule zu sehen © Verein Miteinander leben e.V.

Zusammen mit dem Ensemble vom "Theater im Stall" und Musiker Peter Köhler wurde im September eine musikalische Lesung „Adressat unbekannt“ nach dem Roman von Kressmann Taylor, coronabedingt an zwei Abenden, im Ratssaal des Ratzeburger Rathaus präsentiert. Nachfolgend wurde in der Stadtbücherei die Ausstellung „Du Jude“ der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gezeigt, die die Geschichte und die vielfältigen Gegenwartsphänomene des Antisemitismus thematisiert. Die Ausstellung wanderte anschließend für weitere 14 Tage in die Lauenburgische Gelehrtenschule für schulinternen Unterricht. Das Programm beschließen konnte Journalist und Autor Igal Avidan im November mit einem Vortrag zu und aus seinem Buch „Mod Helmy – wie ein arabischer Arzt Juden vor der Gestapo rettete“.

Lesung aus »Empfänger unbekannt« mit Maren Colell (vl.) und Angela Bertram vom "Theater im Stall", musikalisch begleitet durch Peter Köhler im Ratzeburger Ratssaal © Verein Miteinander leben e.V.
Lesung aus »Empfänger unbekannt« mit Maren Colell (vl.) und Angela Bertram vom "Theater im Stall", musikalisch begleitet durch Peter Köhler im Ratzeburger Ratssaal © Verein Miteinander leben e.V.

Igal Avidan berichtet zu den Recherchen für sein Buch »Mod Helmy - wie ein arabischer Arzt Juden vor der Gestapo rettete« © Verein Miteinander leben e.V.
Igal Avidan berichtet zu den Recherchen für sein Buch »Mod Helmy - wie ein arabischer Arzt Juden vor der Gestapo rettete« © Verein Miteinander leben e.V.

Aus Sicht der drei Veranstalter konnte die Programmreihe die selbst gesteckten Ziele trotz Corona voll erfüllen, sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich des guten Zuspruchs durch ein interessiertes Publikum. Insgesamt haben rund 850 Besucher*innen und rund 150 Schüler*innen die Veranstaltungsangebote angenommen. Es sind darüber hinaus bereits weitere Veranstaltungsideen in diesem bewährten Kooperationsgefüge entstanden, gerade mit Blick auf die bundesweite Gedenkveranstaltungsreihe ”1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland” im kommenden Jahr.

Die Veranstaltungsreihe wurde gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen mit Mitteln aus dem Bundesprogramm "Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Europäische Musiktraditionen erklingen an Grundschulen in der Region

Europas Musiktraditionen finden in Coronazeiten kaum eine Chance, live zu erklingen. Alle öffentlichen Konzerte sind abgesagt oder auf unbestimmt verschoben. Die europäische Musikszene, auch die der Folk- und Weltmusiker, muss das Reisen einstellen und kann nicht der einnehmende Botschafter für die Vielfalt Europas sein. Nur eine Nische bleibt ihr noch erhalten, Schulkonzerte im allerkleinsten Rahmen bei strikter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandvorschriften. Das Möllner Folksfest arbeitet im Rahmen des Programms „Share my Music“ bereits seit vielen Jahren mit den Schulen im Lauenburgischen zusammen und bringt im Zuge des Festivals immer wieder europäische Musiker in die Sporthallen und Aulen der Region. „Dies war auch zum 16. Möllner Folksfest wieder ein fester Bestandteil unseres Programms“, weiß Jörg-Rüdiger Geschke vom Verein Miteinander leben zu berichten. Aber wie die gesamte Festivalplanung mit großer Flexibilität und vielen Einschränkungen durch die Wirren der Coronazeit gesteuert werden musste, erwiesen sich Schulkonzerte mit europäischen Musikern in der Realisation als sehr schwierig. „Englischen, irischen und auch dänischen Bands mussten immer wieder abgesagt werden aufgrund von Quarantänebedingungen und Einreiserestriktionen“, so Jörg-Rüdiger Geschke.


Das Trio PABAMETO mit Pay Bandik, Florian Ding und Melf Torge Nonn präsentieren Grundschüler der Tanneck-Schule Mölln europäische Musiktraditionen © Verein Miteinander leben e.V.


Er ließ sich allerdings von vielen Rückschlägen nicht entmutigen und über sein Netzwerk in die Szene konnte er schließlich in Deutschland ansässige Musiker gewinnen, die europäische Musiktraditionen präsentieren können. Das Duo Jan Budweis und Wolfgang Meyering, das Trio PABAMETO mit Pay Bandik, Melf Torge Nonn und Florian Ding und das (halb-)britische EarlyFolk-Duo mit Ian Harrison und Gesine übernahmen sehr professionell die Aufgabe, eine europäische Musikreise für Grundschulen in der Region zu planen. Parallel liefen mit den Schulleitungen und dem Schulamt intensive Gespräche, in welcher Form Schulkonzerte coronasicher durchgeführt werden können. Die Lösung, mehrfache Kleinkonzerte mit maximal zwei Klassen in den Sporthallen der Schulen, nach Kohorten getrennt. Auf dieses Konzertformat konnten sich schließlich alle Beteiligten einigen und es in der Folge sehr erfolgreich umsetzen.

Das Duo Jan Budweis und Wolfgang Meyering nehmen Schüler der Grundschule Ratzeburg/ St. Georgsberg mit auf eine musikalische Reise durch Europa © Verein Miteinander leben e.V.
Das Duo Jan Budweis und Wolfgang Meyering nehmen Schüler der Grundschule Ratzeburg mit auf eine musikalische Reise durch Europa
© Verein Miteinander leben e.V.

So kamen im November rund 250 Grundschüler in den beiden Ratzeburger Grundschulstandorte, der Grundschule Sterley und der Tanneck-Schule in Mölln zu dem besonderen Privileg, dass nahezu allen Erwachsenen verwehrt ist, Musik live zu erleben und zu erfahren, wie unterschiedlich schön Europa in all seinen Himmelsrichtungen klingt. Für einige Schüler wurden dabei sogar Urlaubserinnerungen wach, an die Strände Kroatiens oder die Seenlandschaft Schwedens.


Das Trio PABAMENTO mit Pay Bandik, Florian Ding und Melf Torge Nonn präsentieren Schülern der Grundschule Sterley europäische Musiktraditionen
© Verein Miteinander leben e.V.

Zwei weitere Schulkonzerte wurden Anfang Dezember für rund 160 Grundschüler an der Grundschule Breitenfelde und der Till-Eulenspiegel-Schule Mölln organisiert. Das (halb-)britischen EarlyFolk-Duo präsentierte dabei mittelalterliche Instrumente und britische Weihnachtstraditionen.


Ian Harrison und Gesine Bänfer vom EarlyFolk-Duo präsentieren mittelalterliche Instrumente und britische Weihnachtstraditionen an der Till-Eulenspiegel-Schule in Mölln und der Grundschule Breitenfelde

Ian Harrison und Gesine Bänfer vom EarlyFolk-Duo präsentieren mittelalterliche Instrumente und britische Weihnachtstraditionen an der Till-Eulenspiegel-Schule in Mölln und der Grundschule Breitenfelde
Ian Harrison und Gesine Bänfer vom EarlyFolk-Duo präsentieren mittelalterliche Instrumente und britische Weihnachtstraditionen an der Till-Eulenspiegel-Schule in Mölln und der Grundschule Breitenfelde
© Verein Miteinander leben e.V.

„Die sichere Umsetzung dieses Schulmusikprogramms war äußerst herausfordernd, aber im Ergebnis für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Vor allem war es einmal ein bisschen Normalität für die Kinder jenseits ihres Coronaalltages, den Europas Musik hier schenken konnte. Die beteiligten Grundschulen wünschen sich unbedingt eine Wiederholung“
, freut sich Mark Sauer, Vorsitzender des Vereins Miteinander leben e.V. über die positive Resonanz aus den Schulen. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass einige geplanten Abendkonzerte in Ratzeburg und Mustin leider ausfallen müssen. Aber auch das soll nachgeholt werden, wie so vieles in Coronazeiten.


Die Schulkonzertreihe wurde gefördert durch den Kreis Herzogtum Lauenburg, sowie die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg/Amt Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

Ausstellung »Opfer rechter Gewalt seit 1990« macht Station in Mölln

Vor 28 Jahren fielen drei Möllnerinnen rechtsextremistischen Brandanschlägen zum Opfer, viele weitere wurden verletzt, körperlich wie seelisch. Dieser Nacht des 23.11.1992 immer im Gedächtnis zu behalten, ist für den Verein Miteinander leben e.V. Motivation, zum jährlichen Gedenken eine Schulaktion zu organisieren. Das soll junge Menschen dazu bringen, ich anlässlich dieser dunklen Stunde der Möllner Stadtgeschichte mit Themen wie Rassismus und Rechtsextremismus, der zu diesen Taten führte auseinanderzusetzen. In diesem Jahr wird dies im Zuge eines Ausstellungsprojektes geschehen, die auch den Möllner Opfern Gesicht gibt.

 

Ausstellung »Opfer rechter Gewalt seit 1990« © Opferperspektive – Solidarische gegen Rassismus, Diskriminierung und rechte Gewalt e.V.

Die Ausstellung »Opfer rechter Gewalt seit 1990« des Vereins „Opferperspektive" ist eine Dokumentation wider das Verdrängen und Relativieren rechter Gewalt. Sie erinnert an diese Menschen und thematisiert zugleich die Verdrängung fortwährender Bedrohung von Rechts. Mindestens 183 Menschen sind zwischen 1990 und 2017 durch von rechtem Gedankengut motivierten Gewalttaten ums Leben gekommen. Viele wurden getötet, weil für sie im Weltbild von Rassismus und Menschenfeindlichkeit kein Platz ist; manche, weil sie den Mut hatten, Nazi-Parolen zu widersprechen. Einige Schicksale bewegten die Öffentlichkeit, viele wurden kaum zur Kenntnis genommen, vergessen sind die meisten. Von vielen der Toten wurde nie ein Foto veröffentlicht, von manchen nicht einmal ihr Name. Erst Anfang 2019 wurde diese Ausstellung aktualisiert, doch sehr schnell von Realität überholt. In Halle (Saale) hat ein antisemitisch-rassistischer Anschlag am 09. Oktober 2019 Jana L. und Kevin S. das Leben gekostet. Nur wenige Monate zuvor wurde der CDU-Politiker Walter Lübcke in Kassel erschossen. Zuletzt wurden am 19.02.2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen.

Ausstellung »Opfer rechter Gewalt seit 1990« © Opferperspektive – Solidarische gegen Rassismus, Diskriminierung und rechte Gewalt e.V.

„Wir zeigen diese Ausstellung erstmalig in Mölln, für die Schulen, aber auch für die allgemeine Öffentlichkeit“, sagt Mitorganisiator Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V. In der Zeit vom 09. – 24.11.2020 wird sie von innen an die Scheiben der Schulmensa auf dem Schulberg gehängt, nach außen gerichtet und somit auch Corona-sicher zu jeder Zeit besuchbar. „Die älteren Schülerinnen und Schüler der Möllner Schulen haben so die Gelegenheit, im Geschichts- oder Politik-Unterricht verschiedene Aspekte des Themas  von gewalttätiger Sprache bis den Motiven der Täter und vor allem der Perspektive der Opfer zu behandeln“, merkt Jörg-Rüdiger Geschke an, als Kreisfachberater u.a. für Erinnerungskultur zuständig. Klassen aus dem Marion-Dönhoff-Gymnasium werden sich beispielsweise unter Anleitung der Kulturvermittlerin Eva Ammermann mit künstlerischen Mitteln der Opfersicht zu nähern versuchen, was schulintern in eine kleine Ausstellung münden soll.

Lesung mit Igal Avidan
"Mod Helmy" - die wahre Geschichte des "arabischen Schindler"

Das Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" des Vereins Miteinander leben e.V., der Liberalen jüdischen Gemeinde Lübeck und der Ratzeburger Volkshochschule lädt am 21. Oktober 2020 um 19:00 Uhr zu einer thematisch außergewöhnlichen Lesung in den Ratssaal des Ratzeburger Rathaus. Autor und Journalist Igal Avidan trägt aus seinem Buch über den arabischen Arzt "Mod Helmy" vor, die wahre Geschichte des "arabischen Schindler". 

Die meisten Menschen in Nazi-Deutschland reagierten gleichgültig auf die Judenverfolgung, viele nahmen aktiv daran teil. Nur 600 von ihnen wurden von Yad Vashem als Judenretter geehrt und ein einziger war ein Araber. Der Arzt Mod (Mohamed) Helmy wurde von den Nationalsozialisten als »Nichtarier« diskriminiert und als Ägypter inhaftiert. Trotzdem half er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelang es ihm sogar mithilfe von Hitlers Intimfreund, dem Mufti von Jerusalem, eine Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Igal Avidan fand Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzigartige Geschichte nach.

Der Lesung wird gefördert durch die "Partnerschaft für Demokratie" der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!". Der Eintritt frei, die Platzzahl jedoch coronabedingt begrenzt. Eine Anmeldung ist obligatorisch unter volkshochschule@ratzeburg.de oder 04541-206726. 


"Du Jude!"
Ausstellung zum alltäglichen Antisemitismus in Deutschland in der Ratzeburger Stadtbücherei

Das Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" des Vereins Miteinander leben e.V., der Liberalen jüdischen Gemeinde Lübeck und der Ratzeburger Volkshochschule zeigt ab dem 2. Oktober 2020 unter dem Titel "Du Jude!" eine Ausstellung der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. zum alltäglichen Antisemitismus in Deutschland in der Stadtbücherei. Judenfeindschaft wird häufig immer noch als historisches Phänomen betrachtet und vorwiegend mit dem Nationalsozialismus verknüpft. Dass Antisemitismus jedoch ein alltägliches Problem für Jüdinnen und Juden in Deutschland darstellt, er verschiedene, auch neuere Formen annimmt und in allen Schichten der Gesellschaft anzutreffen ist, darauf weisen empirische Studien seit Jahren hin. Daraus ergibt sich der Bedarf einer umfassenden politischen Bildungsarbeit. Mit der Ausstellung "Du Jude!", die nicht nur grundsätzlich über Antisemitismus informiert, sondern vor allem den Bezug zu Alltagswelten von Jugendlichen herstellt, werden aktuelle Formen der Judenfeindschaft zum Thema gemacht. Zahlreiche Beispiele, unter anderem aus den Bereichen Musik, Sport, Internet und natürlich Schule, machen dies plakativ erfahrbar. Dabei werden auch die Perspektiven und alltäglichen Erfahrungen von Jüdinnen und Juden sowie die Bedrohungslage für jüdisches Leben in Deutschland sichtbar gemacht.

Die Ausstellung "Du Jude!" wird für 14 Tage während der Öffnungszeiten in der Stadtbücherei zu sehen ein und anschließend an die Lauenburgische Gelehrtenschule für schulinternen Unterricht zum Thema Antisemitismus wandern. Sie wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".  Für den Zugang zur Ausstellung gelten die Coronabestimmungen der Stadtbücherei.


"Biden vs. Trump" 
Politikseminar zur Präsidentschaftswahl in den USA"

Die politische Bildungsprogramm der Ratzeburger Volkshochschule und des Vereins Miteinander leben e.V. startet ins Herbstsemester mit einem geschulten Blick über den Atlantik in die USA. Dort sind die Kandidaten bestimmt. Joe Biden gegen Donald Trump heißt das Duell der Präsidentschaftswahl. Wie wird es ausgehen in einem Land, das zutiefst gespalten ist? Politikwissenschaftler Dr. Udo Metzinger möchte am 26.09.2020 in der Zeit von 09:30 - 16:00 Uhr in einem offenen Politikseminar im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses eine Prognose erarbeiten.

2016 haben selbst ausgewiesene USA-Experten einen Wahlsieg des Politikneulings Donald Trump für unmöglich gehalten. 2020 scheint niemand mehr an der Möglichkeit seiner Wiederwahl zu zweifeln. Dabei hat jedes US-Wahljahr seine ganz eigene Dynamik. Ein guter Anlass, einmal über Amerika, sein politisches System und den Wahlprozess nachzudenken. Welche Chancen bestehen für Joe Biden, das Land zusammenzuführen? Wird der Wahlkampf die besetehenden Gräben gar vertiefen? Was würde ein knapper Sieg einer der beiden Kandidaten bedeuten? Und mit welchen Mitteln und Inhalten wird der Wahlkampf geführt? Dies sind nur einige der Fragen, die in diesem spannenden Amerika-Seminar diskutiert werden sollen.

Aufgrund der Coronaabstandsregeln können nur 12 Personen an diesem Seminar teilnehmen. Eine Voranmeldung unter 04541-206726 oder volkshochschule@ratzeburg.de ist obligatorisch. Es wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!". Aus diesem Grund ist die Teilnahme kostenlos.

"Antisemitismus im Blick"
Angela Bertram und Maren Colell lesen für das Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" aus "Empfänger unbekannt"

Mit zwei Lesungen startet am 10. und 11.09.2020 das lang geplante Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" des Vereins Miteinander leben e.V., der Liberalen jüdischen Gemeinde Lübeck und der Ratzeburger Volkshochschule coronaverspätet endlich sein Ratzeburger Programm zu den Themenkomplexen "Antisemitismus" und "Jüdisches Leben heute". Mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten sollen Schlaglichter gesetzt werden, die zum Nachdenken über die vielen Facetten des Antisemitismus anregen oder auch Neugier wecken, jüdisches Leben in der Region kennenzulernen.

Angela Bertram und Maren Colell (vl.) lesen für das Ratzeburger Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" des Vereins Miteinander leben e.V., der Liberalen jüdischen Gemeinde Lübeck, Solveig Steinkamp, und der Ratzeburger Volkshochschule, Silvia Tessmer, aus "Adressat unbekannt" © Verein Miteinander leben e.V.

Für den Auftakt wurden Angela Bertram und Maren Colell von "Theater im Stall" gewonnen. Sie lesen an den genannten zwei Abenden musikalisch umrahmt von Peter Köhler jeweils ab 19:00 Uhr im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses den Briefroman "Empfänger unbekannt!" von Kressmann Taylor. Dieser Text zählt zu den beeindruckendsten literarischen Zeitdokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Es ist eine messerscharfe Analyse, die zeigt, was mit Menschen, selbst mit Freunden passiert, wenn sie das Geistesgift des Antisemitismus in ihre Gedanken lassen. Seine Aussagen ist damit auch in unserer Gegenwart wieder hochaktuell und mahnend. Aufgrund der Coronaabstandsregeln können jeweils nur 28 Personen an dieser besonderen Lesung teilnehmen. Eine Voranmeldung unter 04541-206726 oder miteinander.leben@ratzeburg.de ist obligatorisch.

Das Kooperationsprojekt "ZUGÄNGE SCHAFFEN" wird in der Folge mit weiteren Angeboten die Themen vertiefen wollen, unter anderem im Oktober mit der Ausstellung "Du Jude!", die sich mit Antisemitismus in seiner aktuellen Form befasst und insbesondere junge Menschen ansprechen soll. Es wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".


Ausstellung "Demokratie butten vör din Döör" erstmalig in der Ratzeburger Stadtbücherei zu sehen

"Demokratie butten vör din Döör" - "Demokratie draußen vor deiner Tür" ist der Titel einer Ausstellung, die im vergangenen Jahr vom Verein Miteinander leben e.V. zusammen mit Fotograf und Autor Thomas Biller entwickelt wurde, aber bis heute nie gezeigt werden konnte. Es ist eine Zusammenschau von Demokratiebausteinen in der Region Ratzeburg und dem Amt Lauenburgische Seen. Sie dokumentiert anhand eines Jahresverlaufs, wo und vor allen von wem unsere Demokratie vor Ort getragen wird. Sie zeigt engagierte Menschen, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl einbringen, eine aktive Zivilgesellschaft, die für Menschrechte einzutreten weiß, junge Demokratinnen und Demokraten, die Verantwortung übernehmen für die Themen der Zukunft. Und sie zeigt, wie lebendig und facettenreich Demokratie vor Ort gelebt wird, ein starker Widerspruch zu populistischen Behauptungen, die Demokratie wäre am Ende. All das hat Thomas Biller in Bildern und Texten eingefangen und zusammen mit Grafiker Matthias Jörke auf 14 Roll-Ups gebannt.

Ausstellung "Demokratie butten vör din Döör" erstmalig in der Ratzeburger Stadtbücherei zu sehen (vl.) Fotograf und Autor Thomas Biller, Büchereileiterin Dajana Stolz, Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V. © Thomas Biller

Ausstellung "Demokratie butten vör din Döör" erstmalig in der Ratzeburger Stadtbücherei zu sehen (vl.) Fotograf und Autor Thomas Biller, Büchereileiterin Dajana Stolz, Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V. © Thomas Biller

Die Ausstellung sollte ursprünglich im Frühjahr in öffentlichen Gebäuden wie dem Ratzeburger Rathaus oder dem Kreishaus präsentiert werden. Die Corona-Pandemie durchkreuzte auch diesen Plan und ließ die Exponate vorübergehend ein Garagendasein fristen. Die Ratzeburger Stadtbücherei hat sich zur Freude der Initiatoren jetzt angeboten, die Ausstellung in ihren Räumen erstmalig zu zeigen. Vom 20. August 2020 an werden die Roll-Ups für 14 Tage dort verteilt stehen, zum "Demokratieentdecken" sozusagen. Ein durchaus passender Ort, finden Thomas Biller und Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V., ist doch die Stadtbücherei mit ihrem Bildungsauftrag ebenfalls sehr bedeutsam ist für unsere Demokratie. Beide hoffen aber auch auf weitere Ausstellungsorte in der Region.

 
Ausstellung "Demokratie butten vör din Döör" erstmalig in der Ratzeburger Stadtbücherei zu sehen

Die Ausstellung ist ab dem 20. August 2020 während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu besichtigen. Es gelten die dort vorgeschriebenen Corona-Regeln. Die Ausstellung wurde ermöglicht und gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!".



Das 16. Möllner Folksfest in Zeiten von Corona
STOPPOK kommt nach Mölln

Das politische Sonder-Sommer-Konzert
im Rahmen des 16. Möllner Folksfest!

STOPPOK ist deutschsprachiger Singer-/ Songwriter und ein großartiger Gitarrist. Seine Musik ist eine eigenständige Mischung aus Folk, Rock, Rhythm’n‘Blues und Country. Er singt mit feinem Humor über die Widrigkeiten des Alltags und profiliert sich dabei immer wieder neu als kritischer Betrachter seiner Umwelt. STOPPOK versteht es, in seinen Liedern grundsätzliche Fragen und Probleme unserer Zeit in oft persönlich gefärbten Geschichten zu erzählen und damit eine natürliche Verbindung des Privaten mit dem Allgemeinen herzustellen. 

In den Songs und in den Konzerten geht es dem ganz und gar nicht stillen Beobachter um Haltung und Werte. Etwas, was unserer gleichgeschalteten, multimedialen Gesellschaft auf der Suche nach dem schnellen Erfolg großflächig abhanden gekommen ist. Damit ist STOPPOK aus Sicht des Vereins Miteinander leben e.V. die ideale Besetzung für die politische Musikkampagne "POLITICALied", die seit vielen Jahren im Möllner Folksfest einen besonderen Raum einnimmt. Mölln darf sich auf einen glänzenden Entertainer und kritischen Liedermacher freuen. „Jubel“! - so heißt übrigens auch Stoppoks neueste CD.

Das Konzert wird in Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg auch durch eine Förderung vom Land Schleswig-Holstein ermöglicht. Es findet am Sonntag, dem 16. August um 19:00 Uhr statt. Einlass ist ab 18:30 Uhr. Aufgrund der Corona-Abstandsregelungen ist die Platzzahl begrenzt. Karten sollten unbedingt vorab bestellt werden unter werden unter info@folksfest-moelln.de. Der Eintritt beträgt 20 €, Ermäßigungen sind möglich.


Das 16. Möllner Folksfest in Zeiten von Corona
Aus einer Woche wird ein Jahr!

Seit 1992 wirbt das Möllner Folksfest mit Weltmusik für Toleranz und setzt Freude gegen Rassismus. Alle zwei Jahre treffen sich Musiker*innen aus Europa und weit darüber hinaus in der Eulenspiegelstadt, im Gepäck ihre Kultur und Musiktraditionen, die sie bereitwillig teilen, in Schulen, in Workshops und auf Konzerten, vor allem auf der großen Marktplatzbühne, für alle die mit offenen Ohren und Herzen hören wollen. Das Möllner Folksfest ist eine Tradition, die der Verein Miteinander leben e.V. bereits 15 mal rein ehrenamtlich mit vielen engagierten Helfer*innen organisiert hat und auch in diesem Jahr wieder plant… das 16. Möllner Folksfest.


Möllner Folksfest auf dem Marktplatz wird in 2020 nicht möglich sein, aber…

Nur ist In diesem Jahr vieles anders. Pläne, Vorarbeit und Engagement werden gebremst durch die Corona-Pandemie. Ein Folksfest mit über 1.000 Menschen auf dem Marktplatz kann es am 06. Juni 2020 nicht geben. „Wir haben im Organisationsteam die vergangenen Tage intensiv diskutiert und verschiedene Optionen bewegt, das Weiterplanen und Weiterhoffen, die Absage, die Verschiebung ins nächste Jahr“, sagt Jörg-Rüdiger Geschke, Programmchef des Weltmusikfestivals. Dabei haben wir all die ehrenamtlich geleistete Vorarbeit berücksichtigt und die Interessen der Musiker*innen, die eine Gage dringend brauchen, sowie den Wunsch des Publikums, dass kleinere Kulturveranstaltungen hoffentlich bald wieder möglich sein werden. „So haben wir uns entschieden, das 16. Möllner Folksfest anders zu veranstalten. Nicht mehr fokussiert auf ein Wochenende im Juni , sondern als Jahresprogramm. Das 16. Möllner Folksfest läuft ab sofort bis zum Ende 2020, angepasst an die Möglichkeiten im Jahr der Corona-Pandemie. Wir wollen auf Lebensfreude nicht verzichten“, sagt Mark Sauer, Vorsitzender des Vereins Miteinander leben.

… ganz auf die Konzerte mit Musikern aus aller Welt verzichten müssen wir auch nicht!
(Foto: Jens Butz)

Konkret bedeutet diese, dass die verschiedenen Programmteile des Möllner Folksfestes, die geplanten Einzelkonzerte im Stadthauptmannshof und in den Dörfern sowie die Schulkonzertreihe ggf. auf eigenständige Termine in die zweiten Jahreshälfte verlegt werden. Und anstatt des Marktplatzbühnenprogramms wird es – falls das dann möglich ist – ein kleines Straßenmusikfestival gleich einem Weltmusik-Flashmob geben, bei dem nur kleinere Menschenansammlungen zusammen kommen. „Auf diese Weise haben wir eine zeitlich flexible, örtlich dezentral und immer situationsbezogen Planung. Schließlich ist uns diese musikalische Botschaft für Toleranz und gegen Rassismus auch in solch schwierigen Zeiten ein wichtiges Anliegen“, erläutert Jörg-Rüdiger Geschke.

So arbeitet das Organisationsteam ab sofort an neuen Konzertterminen. In Abstimmung mit dem Deutschlandfunk Kultur und in Abhängigkeit von den Möglichkeiten hoffen die Folksfestmacher, vielleicht sogar das beliebte Radiokonzert, in diesem Jahr mit Dota & Band, in kleinem Rahmen veranstalten zu können. Eventuell wäre hier ein zusätzlicher Live-Stream im Internet denkbar. Folksfest-Freunde werden gebeten, sich regelmäßig auf der Webseite des Möllner Folksfestes über den aktuellen Stand der Konzertplanungen zu informieren.

Bundesförderung sichert neues Chorprojekt POLITICALied"

Im vergangenen Jahr startete der Verein Miteinander leben e.V. zusammen mit der Ratzeburger Volkshochschule ein offenes Chorprojekt für das politische Lied. Es war als Erweiterung des bestehenden Konzertformates ”POLITICALied” gedacht, das sich zum Ziel gesetzt hat, dem politischen Lied wieder eine größere Bühne im Lauenburgischen einzuräumen. Mit Unterstützung der „Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen“ wurde im September ein erster Chorworkshop angeboten. Zur Freude der Organisatoren meldeten sich über 60 interessierte Sängerinnen und Sänger, um gemeinsam mit Workshopleiter Nathaniel Damon politische und antirassistische Lieder einzustudieren und konzertant zu präsentieren. Es entstand dabei die Idee, diesen Chor dauerhaft zu erhalten und gemeinsam ein Repertoire zu entwickeln, um an politischen Tagen, wie dem "Tag des Grundgesetzes", dem "Internationalen Tag der Toleranz" oder auch zu Kundgebungen,  aufzutreten. Davon ließ sich  auch  Musikerin Anna Bertram begeistern, die sich spontan als Chorleiterin zur Verfügung stellte und den Chor dabei unterstützte, noch einmal im Rahmen der "Langen Nacht der Volkshochschule" sowie begleitend zur Demonstration "Wir sind nicht still" am Reformationstag 2019 in Ratzeburg zu singen. 


Erstes Wochend-Chorworkshop mit dem Chorleiter des renommierten Hamburger Weltmusikchores, Nathaniel Damon (Foto: Jens Butz)

Ermutigt von dieser Resonanz bewarb sich der Verein Miteinander leben e.V. mit seinem musikalischen Projektvorhaben beim bundesweiten Förderprogramm „MusikVorOrt“, welches der Bundesmusikverband Chor & Orchester als  Dachverband der Amateurmusik im Namen des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für die Arbeit von Chören und Orchestern in ländlichen Räumen ausgeschrieben hatte. „Wir hatten natürlich nur wenig Erwartungen, dort erfolgreich auch zu sein“, sagte Vereinsvorsitzender Mark Sauer. Umso größer war die Freude aller, als jetzt eine Förderzusage eintraf. „Wir sind als eines von 37 bundesweiten Musikprojekten bei über 800 Bewerbungen ausgewählt worden. Das ist schon erstaunlich“, führte Mark Sauer erfreut aus.

Damit ist die Idee einer kontinuierlichen Chorarbeit mit dem Schwerpunkt des politischen Liedes bis weit in das kommende Jahr gesichert. Geplant sind neben der regelmäßigen Chorarbeit, die alle 14 Tage, jeweils dienstags um 19:00 Uhr in der Aula der Lauenburgischen Gelehrtenschule stattfindet und das Repertoire aufbauen soll, wiederkehrende Chorworkshops zu spezifischen Themen. Bereits Ende April wird erstmalig ein solcher Workshop in Kooperation mit der Ratzeburger Volkshochschule angeboten. Zusammen mit dem amerikanischen Singer/Songwriter Bucky Halker, Vorstandsmitglied der Woody Guthrie Foundation, sollen Lieder einstudiert werden, die sich um soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit drehen. Natürlich steht am Ende ein kostenfreies Konzert, geht es doch dem Chorprojekt "POLITICALied" vor allem darum, eine vielstimmige Botschaft gegen Rassismus und Hass und für Mitmenschlichkeit eingängig und mitreißend in den öffentlichen Raum zu transportierten. 


Chorprojekt „POLITICALied“ kann dank einer Förderung des bundesweiten Förderprogramms „MusikVorOrt“ seine Chorarbeit zum politischen Lied ausweiten
(re.) Chorleiterin Anna Bertram
Foto: Thomas Biller
 

Die Mitwirkung am Chorprojekt ist und bleibt dabei grundsätzlich immer offen für politisch und gesangsinteressierten Menschen, sowohl bei den regelmäßigen Chorproben als auch zu den geplanten Workshops. Es soll ein wachsender Chor werden, stimmlich wie thematisch. „Es gibt so viel, über das wir singen müssen“, zeigen sich Anna Bertram und Mark Sauer überzeugt.

"un-gerecht - Was soziale Ungleichheit mit unserer Gesellschaft macht?!"
Diskurstag am 28. März 2020, 09:30 - 17:00 Uhr

Der Verein Miteinander leben e.V. setzt in seiner politischen Bildungsarbeit in diesem Jahr einen inhaltlichen Schwerpunkt auf das Thema "Soziale Ungleichheit". Mit einem Diskurstag unter dem Titel "un-gerecht - Was soziale Ungleichheit mit unserer Gesellschaft macht?!" am 28. März 2020, 09:30 - 17:00 Uhr in der Internationalen Begegnungsstätte "Lohgeberei" Mölln soll dazu gestartet werden.


© Horst Grünwald

Der soziale Frieden in einer Gesellschaft baut auf verschiedene Versprechen. Etwa dass alle Menschen am gesamtgesellschaftlichen Wohlstand teilhaben sollen und der Staat dieses befördern muss. Dass die "sozial Stärkeren" den "sozial Schwächeren" solidarisch zur Seite stehen. Dass Bildungschancen nicht von der sozialen Herkunft abhängig sein sollen. Dass Leistung sich lohnen wird. Dass Gesundheitsversorgung nicht unterscheiden darf. Dass gesunde Umweltbedingungen heute und auch für zukünftige Generationen zu sichern sind. Dass Leben in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen lebenswert und möglich sein sollen. Und dass doch eigentlich der Mensch im Zentrum des staatlichen und auch des wirtschaftlichen Handeln stehen muss.

Es sind weitreichende und auch große Versprechungen, die sich im Grundgesetz, in vielen Gesetzen und auch in Parteiprogrammen wiederfinden. Doch ... werden sie erfüllt? Für alle, für viele oder gar nur für einige Wenige? Und werden diese Gerechtigkeitspostulate noch geglaubt von der Mehrheit des Bevölkerung? Oder wachsen die Zweifel ... dass Reichtum wie Armut steigen, Stadt und Land sich entfremden, Egoismus über Solidarität geht, Teilhabe am Wohlstand eine Illusion ist und die Gesellschaft zunehmend als ungleich und auch ungerecht wahrgenommen wird? Gerade in einer Zeit, in der diese unterschiedliche Transformationsprozesse durchläuft, die vieles neu ausrichten werden.

Wie steht es um den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft? Dieser ganz grundsätzlichen Frage möchte der Verein Miteinander leben e.V. zusammen mit anderen Institutionen in diesem Jahr vertiefend nachgehen, als Schwerpunkt seiner politischen Bildungsarbeit. Begonnen werden soll dieses Themenjahr mit einem Diskurstag in der Internationalen Begegnungsstätte "Lohgerberei" unter dem Titel "un-gerecht - Was soziale Ungleichheit mit unserer Gesellschaft macht?!". Zwei Perspektiven werden hier leitend sein. Zum einen die soziale Fragestellungen im Sinne einer Antwortsuche, inwieweit unserer Gesellschaft schon von Ungleichheit durchzogen ist. Zu diesem Diskurs wird Inga Julia Reichelt von der University of Leeds referieren mit Blick auf Bildungswege und Arbeitsmarkt. Zum anderen sollen politische Implikationen behandelt werden. Wer bietet Lösungen, wer einfache Antworten und wer verspielt politischen Vertrauen? Diesen Diskurs wird  Andreas Kemper vom  Institut für Soziologie der Universität Münster anleiten und insbesondere den Zusammenhang von sozialer Ungerechtigkeit und Populismus in den Blick nehmen.

Den Einführungsdiskurs wird Dr. Ralf Stegner (MdL) halten, mit dem Ziel, viele Fragestellungen für die anschließenden Diskursrunden aufzuwerfen und mitzugeben. Der Diskurstag wird dabei in zwei Durchläufen strukturiert, so dass alle Teilnehmer*innen in beiden Perspektiven aktiv sein können. Dazu wird als Diskussionsraum ein gemeinsames Mittagessen sowie ein abschließendes Forum vorbereitet, aus dem Impulse für weitere Vorträge, Seminare oder Aktionen im Themenjahr "un-gerecht " gesammelt werden soll.

Die Teilnahme am Diskurstag ist dank einer Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) kostenfrei. Eine Anmeldung ist aber obligatorisch unter miteinander.leben@t-online.de oder 04541-206726. Die Teilnehmerzahl ist mit Blick auf die räumliche Ausstattung begrenzt.

Jahresausblick 2020

“Ein ereignisreiches Jahr strebt ins nächste”,  so lassen sich am ehesten die Planungen für das Vereinsjahr 2020 beschreiben, wie sie sich zu Jahresbeginn bereits abzeichnen. Es verspricht in vieler Hinsicht ein spannendes Jahr zu werden, politisch informativ, denmokratiestärkend und weltmusikalisch. So kündigt sich im Sommer das 16. Möllner Folksfest an. Vom 2. - 7. Juni 2020 werden Musiker aus Europa und aus aller Welt wieder in Mölln gastieren, dieses Mal mit einem besonderen Fokus auf unsere Schulen. Das begleitende Schulmusikprogramm “SHARE MY MUSIC” wird einen deutlich größeren Stellenwert erhalten und einen musikalischen Schwerpunkt auf Schleswig-Holsteins Partnerregionen legen. Auch das Festivalprogramm wird neu ausgerichtet in einer Neugestaltung des OPEN-AIR-Samstag. Eines bleibt es jedoch, ein ehrenamtlich organisiertes Festival, das nur durch die Mithilfe vieler seine ganz besonders familiäre Atmosphäre erhält, die es in der Musikerszene so beliebt macht. Bereits im März wird dazu das erste Helfertreffen organisiert mit hoffentlich wieder starken Resonanz.

Informativ und aktuell wird die politische Bildungsarbeit des Vereins fortgesetzt, mit zahlreichen Vorträgen und Seminaren im Jahresverlauf, zu innen- wie außenpoltischen Themen. Unter www.demokratie-leben.eu kann das sich stetig wachsende Programm eingesehen werden. Als Schwerpunkt der Bildungsarbeit wird ein Themenjahr ausgericht unter dem Titel “un-gerecht - Jahr zu sozialen Ungleichheit”, an dem unterschiedliche Akteure mitwirken können und sollen. Es wird im Frühjahr seinen Auftakt nehmen mit einer regionalen Vortrags- und Seminarreihe, einer Konferenz sowie einem Jugendprojekt.

Demokratiestärkend wird die Vereinsarbeit vor allem in den Schulen der Region und darüber hinaus wirken, mit den Angeboten des “mobilen demokratietheaters”, dem “Toleranz- und Zuvilcouragtraining” oder dem neuesten Unterrichsformat “CyberRight” zu Themen wie “Fake News”, “Cybermobbing” und “Hate Speech”. Eine Neuausrichtung erfährt unser Antisemitismprojekt “ZUGÄNGE SCHAFFEN”. Nach dem Auslaufen der Bundesförderung müssen wir hier eine neue Struktur finden, um dieses wichtige Unterrichtsangebot nachhaltig sichern zu können.

“Unsere Vereinsarbeit bleibt mithin vielfältig und anspruchsvoll, jedoch nur leistbar, wenn sich möglichst viele Mitglieder motiviert zeigen, mitzumachen und mitzugestalten. Wir können immer aktive Unterstützung gebrauchen”, sagt Vereinsvorsitzender Mark Sauer mit Blick auf die vielen Arbeitsfelder im Verein., zu denen auch die Organisation und Sanierung der Internationalen Begegnungsstätte “Lohgerberei” gehört.